Vor unseren Augen entsteht eine multipolare Welt

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war unsere Welt – zumindest politisch betrachtet – eine bipolare Welt. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs standen sich mit den USA und der Sowjetunion zwei massive Blöcke gegenüber. Ihre Beziehung zu einander war durchaus von Feindschaft und Rivalität geprägt.

Heiß wurde der Krieg zum Glück, abgesehen von einigen Stellvertreterkriegen in Korea, Vietnam und anderswo zwar nicht. Doch auch als Kalter Krieg hatte die Zeit durchaus ihren Schrecken. Mit dem Untergang der Sowjetunion und dem Zusammenbruch der kommunistischen Ostblockstaaten endete 1989 diese Zeit.

Anschließend hatten für rund 30 Jahre die USA als die alleinige Supermacht die Führung der Welt inne. Wirtschaftlich äußerte sich diese Vorherrschaft in einer sehr starken Dominanz des US-Dollars. Gerade weil alle wichtigen Rohstoffe, ohne die keine Volkswirtschaft existieren kann, in US-Dollar abgerechnet werden, schien die wirtschaftliche Vorrangstellung der Vereinigten Staaten kaum in Frage zu stehen.

Inzwischen verliert diese Sichtweise überall auf der Welt an Selbstverständlichkeit. Nicht nur Russland mag sich nicht mehr damit abfinden, nur noch als eine Regionalmacht zu gelten und pocht auf seinen Status als Atommacht. Wirtschaftlich ist das Land allerdings ein Zwerg.

Die Dominanz des US-Dollars wird zunehmend infrage gestellt

Das ist im Fall von China anders. Längst ist China hinter den USA zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde aufgestiegen und wird die Industrieleistung nicht in US-Dollar, sondern in Stückzahlen berechnet, hat das Reich der Mitte die USA schon an vielen Stellen weit hinter sich gelassen.

Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, dass China bestrebt ist, die Dominanz des US-Dollars zu brechen und seine eigene Währung stärker in den Vordergrund zu rücken. Schon heute sind viele Staaten bereit, ihren Handel mit dem Reich der Mitte in Yuan und nicht in US-Dollar abzurechnen.

Den US-Dollar als Weltreservewährung durch den Yuan ersetzen, möchten viele dieser Länder allerdings nicht. Zu deutlich steht im Raum die Gefahr, die eine Abhängigkeit nur durch eine andere zu ersetzen. Die eleganteste Lösung des Problems ist, statt auf den Yuan oder irgendeine andere Währung zu setzen, auf das Gold zurückzugreifen.

Dies geschieht derzeit bereits in vielen Ländern der Welt. Insbesondere in Asien kaufen die Notenbanken viel Gold und dokumentieren damit, dass sie eine Art monetäre Unabhängigkeit sowohl vom US-Dollar wie auch vom chinesischen Yuan wünschen.