Steigende Zinsen sind Gift für die Aktien aber nicht für das Gold

Steigen die Zinsen, geraten die Aktienmärkte früher oder später unter Druck. Das erleben wir aktuell und historische Parallelen zu dieser Entwicklung gibt es genügend, denn für die Unternehmen steigen die Finanzierungskosten. Die Anleger hingegen können am sichereren Bondmarkt Anleihen mit einem höheren Zinskupon kaufen als gleichzeitig Dividenden am volatileren Aktienmarkt gezahlt werden.

Auch dem Gold wird nachgesagt, dass steigende Zinsen Gift für das Edelmetall seien, weil es selbst keinen Zinsertrag bringe. Diese Aussage ist allerdings nur zum Teil korrekt. Sie trifft zu, wenn es zu einer realen Verzinsung des Vermögens kommt, also wenn die nominalen Zinssätze über der Inflationsrate liegen.

Dieser Zustand war in den Jahren zwischen 1981 und 2000 gegeben. Für den Goldpreis waren diese 19 Jahre keine gute Zeit. Er ermäßigte sich von 850 US-Dollar im Januar 1980 auf lediglich 263 US-Dollar im September 2000 und der Verlust war für die investierten Anleger mit nominal 69 Prozent alles andere als klein.

Eine negative Realrendite ist positiv für das Gold

Betrachtet man jedoch die Zeiträume vor und nach dieser Zeitspanne, so fällt auf, dass in dieser Zeit das Gold glänzte. Nominal positive Zinsen gab es auch in den 1970er und in den 2000er Jahren. Erst in der letzten Dekade drehte der Zinssatz in den negativen Bereich ab.

Doch für das Gold ist nicht der nominale Zinssatz entscheidend, sondern der Realzins. Er war in den 1970er Jahren trotz zahlreicher Zinserhöhungen die meiste Zeit negativ. Auch nach der Jahrtausendwende gab es keine Zeit mehr, in der das Zinsniveau dauerhaft über der Inflation lag. Aus genau diesem Grund boomte das Gold.

Es spricht viel dafür, dass dieser Grundsatz auch für die Zukunft von Bedeutung sein wird. Bei einer aktuellen Inflationsrate von 7,9 Prozent brauchen sich die Käufer von Gold und Silber deshalb vor Zinserhöhungen bis auf weiteres nicht zu fürchten, denn die anhaltende negative Realrendite spricht weiterhin für die Edelmetalle.

Erst wenn die Notenbanken das Zinsniveau deutlich über die Inflationsrate ansteigen lassen, droht Gefahr. Von diesem kritischen Zustand für das Gold sind allerdings selbst die USA noch meilenweit entfernt.