Sollen sich diese drei Märkte tatsächlich irren?

Die Finanzmärkte bieten derzeit ein uneinheitliches Bild. Während der Aktienmarkt noch gut gelaunt ist und nahe an seinem neuen Allzeithoch notiert, legen die Anleger an den Devisen- und Anleihemärkten sowie beim Öl die Stirn in tiefe Falten. Auch dem Laien wird das Besondere der aktuellen Situation schnell auffallen, denn dass nur eine der beiden Seiten die zukünftige Lage richtig antizipieren kann, liegt auf der Hand.

Allgemein sagt man den Händlern an den Anleihen- und Devisenmärkten das bessere Gespür nach. Hier bestimmt eine eher mittel- bis langfristige Perspektive das Denken und Handeln der Akteure und aktuell haben diese Marktteilnehmer auch die fundamentalen Daten auf ihrer Seite. Hingegen lassen sich die Anleger an den Aktienmärkten oftmals von falschen Vorstellungen leiten.

Die aktuelle Situation ist damit nicht ungewöhnlich, wohl aber von einer besonderen Brisanz gekennzeichnet. Schon seit Monaten geht von den Anleihemärkten ein starkes Warnsignal aus. Es hat auch weiterhin Bestand, denn die Zinsstrukturkurve ist invers. Damit ist gemeint, dass die kurzfristigen Zinssätze höher sind als die langfristigen.

Eine Seite muss sich gründlich irren

Das Gegenteil sollte eigentlich der Fall sein, denn weil die Anleger am Rentenmarkt ein höheres Risiko eingehen, wenn sie ihr Geld langfristig verleihen, lassen sie sich diese zusätzliche Gefahr in der Regel durch höhere Zinsen vergüten. Aktuell ist es allerdings teurer, sich am Rentenmarkt für zwei Jahre Geld zu leihen als für zehn Jahre.

Aus den USA wissen wir, dass bis auf eine einzige Ausnahme, jede Rezession, die die US-Wirtschaft seit 1958 getroffen hat, mit einer inversen Zinsstrukturkurve, also mit höheren kurzfristigen als langfristigen Zinsen, einherging. In der Regel betrug der zeitliche Vorlauf dabei zwischen sechs und 24 Monate.

Deutschland ist bereits technisch in einer Rezession und aktuell deutet sich an, dass die Schwäche der Industrie zunehmend auch auf den Dienstleistungssektor durchzuschlagen beginnt. Es könnte also auch in den anderen Bereichen der deutschen Wirtschaft ungemütlicher werden in den nächsten Quartalen.

Dazu passt der seit Wochen beständig fallende Ölpreis. Auch er signalisiert, dass die Ölhändler eine schwächere Weltwirtschaft und damit auch eine geringere Ölnachfrage einpreisen. Nicht dazu passt allerdings, dass der DAX als wichtigster deutscher Aktienindex in diesem Monat ein neues Allzeithoch ausgebildet hat und sich seit Ende Oktober 2022 in einer rasanten Rallye befindet.