Nicht nur Energielieferungen aus dem Ausland werden teurer

Liebe Leser,

in der derzeitigen Diskussion um die Inflation und die Frage, ob sie nur vorübergehend ist, oder gekommen ist, um zu bleiben, wird immer wieder betont, dass es vor allem die Energiepreise waren, welche die Teuerung im letzten halben Jahr so stark angeheizt haben. Diese Einschätzung ist richtig und falsch zugleich.

Richtig ist, dass die hohen Energiepreise unser Leben derzeit richtig teuer machen. Falsch ist allerdings der oftmals damit verbundene Eindruck, ohne die hohen Preise für Öl, Gas und Strom wäre unsere Konsumentenwelt noch in Ordnung. Auch das geht in nicht zu leugnender Eindeutigkeit aus der Entwicklung der Importpreise im Dezember 2021 hervor, die das Statistische Bundesamt (Destatis) am Freitag veröffentlicht hat.

Rechnen die Statistiker die hohen Energiepreise aus den gesamten Importpreisen heraus, bleibt immer noch ein gewaltiger Preisanstieg von 13,0 Prozent im Vergleich zum Dezember 2020. Selbst im kurzen Vergleich zum November 2021 erhöhten sich die Preise für aus dem Ausland importierte Güter ohne die Energieeinfuhren nochmals um 0,8 Prozent.

Die Inflation, die sich die Notenbanken immer gewünscht haben, ist endlich da

Viele werden sich gewiss noch an die anhaltenden Klagen von Yanet Yellen und Mario Draghi erinnern, dass die Inflation nicht hoch genug sei. Der zu der Zeit, als beide noch der US-Notenbank bzw. der Europäischen Zentralbank vorstanden, sehnsüchtig herbei gewünschte Anstieg der Inflation ist nun da.

Endlich möchte man meinen. Doch wer in diesen Tagen auf die recht hektischen Reaktionen der Federal Reserve Bank schaut, dem wird schnell klar, dass auch der jetzige Zustand den Damen und Herren Notenbankern nicht in den Kram passt, denn sie sind wieder einmal das Opfer ihres eigenen Wunschdenkens geworden.

Inflation hat viel mit einer Flasche Ketchup zu tun. Wenn man sie öffnet und nach unten hält, kommt lange Zeit nichts. Dann wird geschüttelt und geklopft, damit endlich etwas herauskommt und wenn sich der rote Brei endlich in Bewegung gesetzt hat, kommt gleich so viel, dass es deutlich mehr ist als man essen will.

Geträumt haben die Notenbanker von einer moderaten Inflation von zwei Prozent. Bekommen haben sie fünf Prozent bei uns in Europa und sieben Prozent Inflation in den USA. Bei den Importpreisen wurden die Anstiege sogar zweistellig.

Nun scheint die US-Notenbank aufgewacht zu sein, während besagte Damen und Herrn bei der EZB weiter von einer nur vorübergehenden Inflation träumen. Auch dieser gefährliche Traum könnte schon bald wieder mit einem bösen Erwachen enden.