Inflationsschocks ohne Ende

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht neue Inflationsschocks auf die deutsche Bevölkerung niederprasseln. Erst gestern meldete das Statistische Bundesamt (Destatis), dass sich die Teuerung in Deutschland im März nach den vorläufigen Berechnungen auf 7,3 Prozent erhöht hat.

Volkswirte hatten im Vorfeld der Zahlen nur einen Anstieg auf über sechs Prozent prognostiziert. Allein das wäre schon gegenüber den Werten vom Januar und Februar mit 4,9 und 5,1 Prozent ein deutlicher Anstieg gewesen. Doch es kam für die Verbraucher noch dicker, denn allein gegenüber dem Februar 2022 stieg die Inflation nochmals um 2,5 Prozent an.

Mit anderen Worten: Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von rund zwei Prozent wurde bereits in etwas mehr als vier Wochen erreicht und signifikant überschritten. Wobei schon dieses Inflationsziel aus Sicht der Geldbenutzer der blanke Hohn ist, denn nach ihren Statuten ist die EZB der Geldwertstabilität verpflichtet.

Nicht nur verschaukelt, sondern mit System verschaukelt

Aber in unserer Neusprechwelt in der immer mehr in sein konkretes Gegenteil verkehrt wird, mutiert Stabilität plötzlich zu einem Kaufkraftverlust, der immer bei mindestens zwei Prozent liegen muss. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die vergangenen Jahre, als die Inflation deutlich unter zwei Prozent lag.

Damals stöhnten die Zentralbänker, die Inflation sei zu niedrig. Dabei kam man der von den Maastrichter Verträgen eigentlich geforderten Preiswertstabilität selten so nahe, wie in jenen Jahren. Doch echte Stabilität wurde nie gewollt, sonst hätte man die Notenpresse nicht schon damals auf Hochtouren laufen lassen.

Inzwischen sind wir dank Corona schon einige Umdrehungen weiter. Dennoch wird auch jetzt noch weiter fleißig Geld gedruckt. Zugegeben, die EZB hat eine Reduktion der zusätzlichen Geldflut angekündigt, doch ihr Ende erreichen werden die fortgesetzten geldpolitischen Lockerungsübungen noch vermutlich bis Ende Juni.

Das ist ungefähr so, als würde man bei Hochwasser oder Sturmflut auf einem Deich sitzen, dessen Krone schon fast überschwemmt wird, und gleichzeitig mit zum Himmel erhobenen Händen um weiterhin mehr Starkregen bitten, weil Wasser ja bekanntlich Leben spendet.