Diese Doppelstrategie soll den Westen von China unabhängiger machen

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Bei vielen Rohstoffen, die von den westlichen Ländern als unverzichtbar und damit kritisch eingestuft werden, gefährdet die Preispolitik der chinesischen Anbieter nicht nur die wirtschaftliche Existenz ihrer Wettbewerber aus den westlichen Ländern. Das Vorgehen hat auch eine politische Komponente, denn ein scharfer Preiskrieg kann leicht wie bei den Solarmodulen dazu führen, dass die westlichen Anbieter nach und nach aus dem Markt ausscheiden.

Aktuell zu beobachten sind diese Entwicklungen gerade beim Antimon, aber auch beim Graphit. Beim Graphit besteht die Gefahr aktuell nicht nur darin, dass China auf lange Sicht das Angebot an Graphit kontrolliert. Auch seine Weiterverarbeitung zu Anodenmaterial und anderen Anwendungen wird fast nur noch von chinesischen Firmen durchgeführt.

Das auf diese Art und Weise entstehende chinesische Oligopol zwingt nicht nur die Kunden dazu, ausschließlich im Reich der Mitte einzukaufen, sondern verschafft der kommunistischen Führung im Land auch ein politisches Druckmittel, das in Konflikten leicht gegen die westlichen Länder zum Einsatz gebracht werden kann. Derartige Schritte sind vom Germanium, Gallium und Antimon nur zu gut bekannt.

Der Westen reagiert langsam, aber er reagiert und die Entschlossenheit wächst

Aktuell werden rund zwei Drittel des US-Bedarfs an Graphit in Anodenqualität durch Importe aus China gedeckt. Die US-Industrie selbst ist in der misslichen Lage, nicht über die notwendigen Kapazitäten zu verfügen, um sowohl den eigenen Mengenbedarf wie auch geforderte Qualität des Graphits liefern zu können.

Offenkundig ist diese Schwäche und das sich aus ihr ergebende Dilemma schon seit längerer Zeit. Inzwischen wird es in den USA allerdings auch ernsthaft angegangen. Die strategische Abhängigkeit von China zunächst zu reduzieren und sie im Lauf der Zeit gänzlich zu beenden, ist daher nicht erst seit Donald Trumps Amtsübernahme das erklärte Ziel.

Verfolgt wird daher bei allen kritischen Rohstoffen eine doppelte Strategie. Zölle und andere Schutzmechanismen sollen die Dumpingpolitik chinesischer Anbieter abwehren und bestehende Industriezweige schützen. Die inländische Industrie selbst soll gleichzeitig zu neuen Investitionen ermuntert werden. Das kann langfristig nur gelingen, wenn die Unternehmen für ihre Produkte auch angemessene Preise erzielen können. An dieser Stelle sind die Zölle ein wirksamer Schutzmechanismus.

Eine Doppelstrategie soll Abhilfe schaffen

Die zweite Strategie zielt auf die Entwicklung eigener Lagerstätten. Sie ist damit eine unverzichtbare Ergänzung zum Schutz der verarbeitenden Industrie. Bei den Seltenen Erden hat sich das US-Verteidungsministerium kürzlich an MP Materials beteiligt und mit Ucore Rare Metals eine Kooperation unterzeichnet.

Beim Graphit ist es die Europäische Union, die beispielsweise derzeit prüft, ob und welche Graphitprojekte gefördert und während der Entwicklungsphase unterstützt werden sollen. Eine endgültige Entscheidung ist zwar noch nicht gefallen, doch der hinter dem Prozess liegende Trend ist nicht mehr zu übersehen: Schnellere Genehmigungsprozesse und eine aktivere und notfalls auch finanzielle Beteiligung an den Projekten sollen diese so schnell wie möglich in Produktion bringen.

Ob nun im Einzelfall die USA, Kanada oder die Europäische Union konkret vorangehen, ist vergleichsweise unerheblich. Was zählt und was alle westlichen Länder eint, ist das Bestreben, die chinesische Dominanz und die eigene Abhängigkeit von der Volksrepublik bei den strategischen Rohstoffen so schnell wie möglich zu brechen. Hier bildet sich gerade ein neuer, langfristiger Trend heraus. Wer sich als Investor an diesem beteiligen und von ihm profitieren möchte, tut gut daran, sich die entsprechenden Unternehmen anzusehen, bevor die bereite Masse auf sie aufmerksam wird und die Kurse auf- und davonziehen.