Die importierte Inflation wird hoch bleiben

Erinnern Sie sich noch an den September 2021? Genau, das war die Zeit, als die Inflation schon spürbar war, die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank aber glaubten, durch sie hindurchgucken zu können und nichts tun zu müssen. Zum Glück waren nicht alle Notenbanker so teilnahmslos und passiv.

Einige reagierten und sie taten es seitdem nicht nur einmal, sondern immer wieder. Die norwegische Zentralbank ist an dieser Stelle ein gutes Beispiel. Im September 2021 lag ihr Leitzins noch bei null Prozent. Jener der Europäischen Zentralbank lag noch einmal 0,5 Prozentpunkte tiefer bei minus 0,5 Prozent.

Heute, nur neun Monate später, hat sich die Zinsdifferenz auf 1,75 Prozentpunkte geweitet, denn der Leitzins der EZB steht immer noch bei minus 0,5 Prozent. Die norwegische Notenbank hat hingegen bereits vier Zinsanhebungen hinter sich. Der Leitzins hat sich dadurch auf 1,25 Prozent erhöht, denn bei der letzten Anhebung vor wenigen Tagen entschied sich die Norges Bank, gleich eine Anhebung von 0,5 Prozent vorzunehmen.

Wer zu spät kommt, den bestraft die Inflation gleich doppelt

Ein Ende der Fahnenstange ist damit noch nicht in Sicht, denn die Zentralbanker haben weitere Zinsschritte angekündigt. Bis zum Sommer 2023 soll der norwegische Leitzins auf 3,0 Prozent ansteigen. Das ist immer noch deutlich unterhalb der Inflationsrate, die in Norwegen derzeit bei 5,7 Prozent liegt.

Doch anders als Euroland verfügt Norwegen derzeit über eine harte Währung. Das erklärt, warum die Norweger mit einer geringeren Inflationsrate zu kämpfen haben als die Bürger der Eurozone. Die Preise sind zwar auch dort angestiegen, auch jene für Energie, die in Norwegen reichlich vorhanden ist. Allerdings fällt die importierte Inflation durch den schwachen Wechselkurs weg.

Er belastet die Bürger der Eurozone dafür umso mehr, denn zu den stark steigenden Preisen kommt auch noch die Schwäche des Euros zum US-Dollar hinzu. Sie dürfte auch in den kommenden Monaten zunächst anhalten. Zwar will auch die EZB im Juli endlich an der Zinsschraube drehen, doch so lange die Zinsschritte der anderen Notenbanken schneller erfolgen und höher ausfallen als die der EZB, werden die Schwäche des Euros und damit die importierte Inflation anhalten.