Die Federal Reserve Bank hat nun nur noch ein Mandat

Die vergangenen Monate haben aus gestandenen Notenbankern Getriebene gemacht. Nicht mehr sie haben die Zahlen im Griff, sondern die Zahlen scheinen vielmehr die Zentralbanken fest im Griff zu haben. In der Woche vor der letzten Sitzung der US-Notenbank schnellte die Konsumentenpreisinflation in den USA auf den Wert von 8,6 Prozent empor.

Einen weiteren Anstieg hatte die meisten Analysten und wohl auch viele Zentralbanker nicht erwartet. Sie waren vielmehr davon ausgegangen, dass das Gröbste in Sachen Teuerung mit etwas Glück schon hinter uns liegen könnte. Dieses Glück stellte sich jedoch nicht ein und anschließend kam auch noch etwas Pech dazu, denn in den USA stiegen die Inflationserwartungen auf den höchsten Wert seit 2008 an.

Ermittelt werden die Inflationserwartungen monatlich von der Universität Michigan. Gefragt wird dabei nach den langfristigen Inflationserwartungen, also jener Inflation, die über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren erwartet wird. In der jüngsten Umfrage stieg dieser Wert auf 3,3 Prozent an. Für die Finanzmärkte, die jahrelang ausgesprochen niedrige Erwartungen zur zukünftigen Inflation gewöhnt waren, stellte diese Zahl ein mittelschweres Beben dar.

Die Nachfrage muss unbedingt gedrosselt werden, sonst …

Während die Europäische Zentralbank formal nur ein einziges Mandat hat, nämlich die Preisstabilität zu gewährleisten, hat die US-Notenbank durchaus mehrere Aufgaben. Sie verdichten sich derzeit jedoch auf ein einziges Mandat: Sie muss die hohe Inflation schnell in den Griff bekommen. Alles andere wird hinter dieser Zielsetzung zurückstehen müssen, soll nicht weiterhin mit dem Feuer der Inflation und damit mit den Ersparnissen der Bürger in einer verantwortungslosen Art und Weise gespielt werden.

Jedem Anleger, egal ob europäisch, amerikanisch oder asiatisch, sollte dies inzwischen klar sein. Die Inflation senken können die Notenbanken allerdings nur, wenn es ihnen gelingt, die Wirtschaft zu bremsen. Nicht Wirtschaftsbelebung ist nun das Gebot der Stunde, sondern allein Demand Destruction, also die Reduzierung der Nachfrage durch höhere Zinsen.

Auf dieses Wissen reagieren in der Zwischenzeit die Aktienmärkte. Sie lassen sich dabei auch von den optisch günstigen Kennzahlen nicht blenden, denn jeder, der an der Börse eins und eins zusammenzählen kann, weiß, dass die guten Kennzahlen und damit auch die guten Gewinne aus den Vorjahren nicht haltbar sind. Sie sind Schnee von gestern und damit trotz der optisch günstigen Kurse alles andere als ein Kaufanreiz.