Der amerikanisch-chinesische Kampf um die schweren Seltenen Erden spitzt sich zu

Die schweren Seltenen Erden Neodym (Nd) und Praseodym (Pr) sind für die Herstellung von Dauermagneten unverzichtbar. Wer als Industrieunternehmen über sie nicht verfügt, ist von bestimmten Märkten faktisch ausgeschlossen. Zum Einsatz kommen die mit Praseodym und Neodym hergestellten Dauermagnete u.a. in Elektrofahrzeugen, Windrädern aber auch in militärischen Anwendungen.

An diese Stelle wird schnell deutlich, warum der sino-amerikanische Gegensatz nicht nur eine handelspolitische Dimension hat, sondern auch geostrategischer Natur ist, denn wer in der Lage ist, den Zugang zu Neodym und Praseodym zu steuern, der regelt auch den Zugang seiner Konkurrenten zu wichtigen militärischen und zivilen Märkten.

Als das US-Verteidigungsministerium im Juli seinen Einstieg bei MP Materials vollzog, wurde damit auch das Ringen um die Seltenen Erden auf eine neue Stufe gehoben, denn zuvor hatte das US-Unternehmen Raffinerien in China mit den von ihm geförderten Seltenen Erden beliefert. Das Beratungsunternehmen Adamas schätzt, dass MP Materials vor dem Einstieg des Pentagons mit seinen Lieferungen für etwa sieben bis neun Prozent der chinesischen Neodym- und Praseodymversorgung stand.

Das Pentagon verfolgt eine klare Strategie

Diese Lieferkette wurde in der Zwischenzeit vollständig getrennt, denn das US-Verteidigungsministerium will, dass die Verarbeitung der Neodym- und Praseodymerze in Zukunft in den USA selbst erfolgt. Aus diesem Grund war eine Bedingung für den Einstieg des Pentagons bei MP Materials, dass das Unternehmen seine Exporte von Neodym- und Praseodymerz in die Volksrepublik in Zukunft einstellt.

Statt ins Reich der Mitte geliefert zu werden, sollen die Erze zukünftig in den USA selbst raffiniert werden. Durch den Aufbau von eigenen Raffineriekapazitäten wollen die Vereinigten Staaten mittelfristig die chinesische Dominanz bei den Seltenen Erden brechen. Die Strategie ist sinnvoll, denn aktuell kontrolliert China bei Praseodym und Neodym zwar „nur“ rund 70 Prozent der Fördermenge, aber extrem hohe 90 Prozent der weltweiten Verarbeitungskapazitäten.

Weil die Industrie nicht die rohen Neodym- und Praseodymerze benötigt, sondern die raffinierten Endprodukte, hat China bei Neodym und Praseodym faktisch die gesamte globale Industrie in seiner Hand. Wer von den chinesischen Raffinerien nicht beliefert wird, scheidet praktisch aus dem Weltmarkt aus und kann seine Produktion einstellen.

Deshalb geht es beim aktuellen Ringen um die seltenen Erden um wesentlich mehr als nur um handelspolitische Vorteile. Es geht für viele Unternehmen um das blanke Überleben.