Dem Uranmarkt ist der Rest der Wirtschaft vollkommen egal

Das Öl gilt als der Schmierstoff unserer Wirtschaft. Läuft diese auf Hochtouren wird auch sehr viel Öl benötigt und der Ölpreis ist vergleichsweise hoch. Ganz anders ist die Situation beim Uran. Für dessen Preis ist es unerheblich, ob die Weltwirtschaft gerade läuft oder nicht. In den letzten beiden Monaten war dies gut zu beobachten.

Im Herbst sind die Aktienkurse an den Börsen aus Furcht vor einer Rezession gefallen, doch der Uranpreis ist im gleichen Zeitraum weiter angestiegen. Anfang November bildete sich im Bereich von 70 bis 75 US-Dollar je Pfund eine Art Platteau aus. Dieses wurde in der Zwischenzeit zur Oberseite hin verlassen. Für Experten im Urangeschäft kommt der Anstieg nicht überraschend, denn der Uranmarkt tickt vollkommen anders als der Rest der Wirtschaft.

Für die Käufer von Uran ist der Preis nahezu egal. Uran wird für 35 US-Dollar je Pfund ebenso gekauft wie für 135 US-Dollar. Was im ersten Moment etwas seltsam klingt, ist vollkommen verständlich, wenn Sie an die Problematik mit dem Blick eines Kraftwerkbetreibers herantreten. Für diesen zählt allein die Frage, ob das eigene Atomkraftwerk läuft und Strom produziert oder nicht. Die Kosten des Brennstoffs Uran machen in diesem Prozess weniger als vier Prozent der Gesamtkosten aus. Deshalb ist der Preis für Uran, der heute verlangt wird, nahezu egal.

Der Uranmarkt folgt seinen eigenen Gesetzen

Nicht egal ist hingegen, wie voll oder leer die eigenen Lager sind. Kein Käufer wird deshalb in der Hoffnung auf günstigere Preise in der Zukunft die Wiederauffüllung der Lager vernachlässigen. Damit ist klar, was den Uranmarkt in den nächsten fünf bis zehn Jahren bestimmen wird: Die alten Verträge der Kraftwerksbetreiber mit den Uranproduzenten laufen aus und werden durch neue ersetzt werden.

Da der Uranmarkt inzwischen von einem Käufer- zu einem Verkäufermarkt mutiert ist, haben sich die Machtverhältnisse an diesem Markt unbemerkt von den meisten Menschen in den letzten vier Jahren deutlich verschoben. Höhere Preise als die heutigen sind deshalb so gut wie sicher. Aktuell steht der Spotpreis für Uran bei rund 80 US-Dollar. Im Jahr 2018 wurden noch Preise unter 20 US-Dollar gezahlt und im nächsten Jahr dürften die Notierungen dreistellig sein.

Ab 2024 beginnt die Phase, in der besonders viele Verträge auslaufen und erneuert werden müssen. China will zudem die Strommenge, die es in Kernkraftwerken erzeugt, in den nächsten zehn Jahren verdreifachen. Selbst wenn dieses Ziel nicht erreicht werden sollte, wird dennoch eine große zusätzliche Nachfrage entstehen.

Sie wird den Markt treiben und stark profitieren werden Produzenten wie Cameco und  Kazatomprom. Kein anderer Produzent hat derart niedrige Produktionspreise und erst im Herbst hat Kazatomprom große langfristige Verträge mit zwei chinesischen Abnehmern geschlossen. Die Details dieser Verträge sind nicht bekannt, doch zumindest die Chinesen haben erkannt, dass es wichtig sein wird, überhaupt über eine gesicherte Versorgung mit Uran zu verfügen.