Das Smartphone ist keine angemessene Vorbereitung auf das Leben

Unsere moderne Welt besteht aus einer Dauerablenkung, der nur schwer zu entgehen ist. Nochmals deutlich verschärft hat sich das Problem, seitdem sich die modernen Smartphones als Aufmerksamkeitsdiebe in unseren Hosentaschen eingenistet haben. Was für den Erwachsenen gilt, gilt nochmals stärker für Kinder und Jugendliche.

Der Versuch, aus ihnen kreative junge Menschen zu machen, die zu einem freien und selbstbestimmten Leben in der Lage sind, wird torpediert, wenn es in der Tasche, am Arm oder am Ohr beständig klingelt. Manch ein Jugendlicher redet deshalb über sein Handy bereits wie über eine Droge: Ich weiß, ich sollte es nicht dauernd benutzen, aber ich kann einfach es nicht lassen.

Die Sucht hat allerdings nicht nur persönliche Konsequenzen. Auch die Gesellschaft als Ganze ist betroffen, denn Forscher wie Jean Twenge von der Universität San Diego haben herausgefunden, dass die heranwachsende Generation der total vernetzten Kids die Rebellion verlernt hat. Stattdessen ist man ebenso tolerant wie unglücklich und unvorbereitet auf die Existenz des Erwachsenen.

Toleranter aber auch deutlich ängstlicher

Dies gilt besonders für die in den Jahren zwischen 1995 und 2005 geborenen Teenager der Generation iGen. Sie sind die erste Generation, die schon im Jugendalter mit Smartphones aufgewachsen ist. Im Vergleich zu zu den älteren Generationen Gen X und Millennials sind sie zwar weniger selbstbezogen und narzisstisch, machen sich dafür aber auch mehr Sorgen und leiden öfter an Depressionen.

Die Dauerbeschäftigung mit dem Handy schafft Abhängigkeiten und Ängste. Sie wurden schon 2013 sichtbar, als Studenten bei einem Experiment ihr Handy abgeben bzw. lautlos stellen sollten. Jene, die ihre Handys auch sonst nur sparsam benutzten, zeigten kaum Panik, während bei den anderen die Ängsten merklich anstiegen.

Die Angehörigen der iGen machen mittlerweile ihre Führerscheine später als frühere Generationen dies getan haben. Sie sind auch deutlich häuslicher, machen allerdings nicht ihre Hausaufgaben. Weniger stark ausgeprägt ist auch die altersbedingte typische Neigung der Jugend, Regel zu brechen. Die Angehörigen der iGen hingegen sind zuvorkommender. Sie wollen vor allem nichts falsch machen.

Ihre sozialen Fähigkeiten im direkten Kontakt mit Freunden oder der Familie sind deutlich schwächer ausgeprägt, denn viele haben nicht gelernt, unterschiedliche Meinungen mit einander auszutauschen. Fälle von Cyber-Mobbing verschärfen die psychischen Probleme der Teenager. Gleichzeitig ist die Vorbereitung auf das spätere Leben unzureichender, weil weniger oft Nebenjobs angetreten werden und die Begegnungen mit der realen Welt und ihren Anforderungen insgesamt deutlich geringer sind.