Das Fass läuft langsam über

Manchmal sind hohe Kosten unvermeidlich und wir müssen notgedrungen in den sauren Apfel beißen. Grundlegend anders stellt sich die Lage jedoch dar, wenn das Gefühl entsteht, dass die hohen Kosten eigentlich vermeidbar oder zumindest deutlich reduzierbar wären, wenn man es denn tatsächlich will.

In der aktuellen Energiedebatte stellt sich immer mehr dieser Eindruck ein. Dabei geht es nicht nur um die Frage der Laufzeitverlängerung der noch aktiven Kernkraftwerke und die Möglichkeit, die Ende letzten Jahres abgeschalteten, aber noch nicht zurückgebauten Kernkraftwerke wieder ans Netz zu bringen. Für diese Lösung spricht sich nach einem Medienbericht vom Wochenende auch ein Positionspapier aus, das von den Landkreisen in Deutschland erarbeitet wurde.

Doch nicht nur an dieser Stelle zeigt sich, dass es an der Basis gärt. Das Internet ist schon lange voll von Hinweisen dieser Art. Dort veröffentlichen immer mehr Bäckermeister ihre früheren und ihre aktuellen Gasrechnungen und legen ihren Kunden dar, warum sie kurz davor stehen, ihren Betrieb schließen zu müssen.

Die hohen Strom- und Gaspreise sind kein Zufall, sondern politisch gewollt

Während Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck anschließend im Fernsehen erklärte, dass ein zeitweiliger Backstopp noch lange kein Konkurs sei, sondern die Betriebe nur vorübergehend aufhören würden, zu produzieren, antworten die Betreiber von Windparks den betroffenen Bäckern und erklären ganz offen, woran es aktuell hakt.

Die Bäcker können ihre Energierechnungen nicht mehr bezahlen, weil das Gas und der Strom zu teuer geworden sind. Der Betreiber eines Windparks antwortet, dass er den Betrieben gerne seinen Windstrom zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung stellen würde, es aber nicht darf, denn er ist durch den Gesetzgeber gezwungen, seinen Strom allein an die Strombörse in Leipzig zu verkaufen.

Dort ist allerdings entschieden worden, dass der Windpark abgeregelt wird und keinen Strom mehr produziert, während das Gaskraftwerk weiterläuft. Den Schaden hat der Energiekunde und das gleich in doppelter Hinsicht, denn das Gas, das der Bäckermeister benötigt, wird unbezahlbar, weil es vorrangig im Gaskraftwerk zur Stromerzeugung eingesetzt wird und der Strom wird beständig teurer, weil auch der Betreiber des Windparks, der seine Räder trotz ausreichendem Wind still stehenlassen muss, selbstverständlich auch eine Entschädigung für seinen entgangenen Gewinn erhält.

Bei so viel Ordnungskompetenz des Staates scheinen wir wohl von allem nicht nur genug, sondern viel zu viel zu haben. Wäre es anders, würde man zumindest das Gas für die Bäcker und die Heizungen aufsparen, die Gaskraftwerke entschädigen und die Windparks bei Wind nicht abregeln, sondern günstigen Ökostrom produzieren lassen.