Das Dilemma mit dem Industriestrompreis

Innerhalb der Ampelkoalition aber auch im Rest des Landes herrscht an einer Stelle überraschenderweise einmal Einigkeit: Der Strompreis in Deutschland ist mittlerweile so hoch, dass er für die meisten Industrien und Wirtschaftszweige nicht mehr tragbar ist. Will heißen: Wer als Unternehmen nicht ins Ausland abwandern kann, weil das Unternehmen beispielsweise eine lokale Bäckerei mit treuer Stammkundschaft ist, der geht halt pleite.

Nach der Einigkeit kommen in der Nationalhymne die Worte Recht und Freiheit. Von Letzterer wird gerade abgeschafft, was an letzten Resten noch übrig geblieben ist, und mit dem Begriff Recht kann in unserer heutigen Welt und insbesondere in der Politik wohl nur selbst recht haben gemeint sein. Und getreu dieser Grundannahme entwickelt sich derzeit die politische Diskussion.

Völlig außer Frage steht dabei das, was man in prähistorischen Zeiten einmal als Ursachenforschung bezeichnet hat. Über solche reaktionären Gedankengänge ist unsere woke deutsche Gesellschaft inzwischen erhaben. Deshalb unterbleiben die Gedanken. Wer davon ausgeht, dass man sein Geschlecht allein durch einen Sprechakt jederzeit und problemlos ändern kann, der muss auch davon ausgehen, dass man ein gegebenes Problem allein durch einen Sprechakt als gelöst erklären kann.

So kommt es, dass die Ursachen für die Misere, in diesem Fall die gescheiterte Energiewende im Zusammenwirken mit der gescheiterten Sanktionspolitik gegenüber Russland, nicht einmal ansatzweise thematisiert werden. Dafür wird umso lebhafter darüber gestritten, mit welcher Maßnahme man das Problem für nichtig erklären kann.

Viele Holzwege führen ins Ampelparadies

Zur Auswahl stehen derzeit Subventionen auf der Seite der Industrie und höhere Steuern und Abgaben zur Gegenfinanzierung der neuen Subventionen auf der Seite der Verbraucher. Alternativ wird noch die Lösung „wir-lösen-die-Misere-einfach,-indem-wir-die-noch-nicht-geborenen-Kinder-mit-ihrer-Finanzierung-belasten“ ins Spiel gebracht.

Egal, welchen Weg die Bundesregierung am Ende beschreiten wird, die Gefahr ist groß, dass es ein weiterer Holzweg sein wird, denn selbst wenn die Verbraucher noch in der Lage wären, nun auch die notleidende deutsche Industrie aus ihrem Portemonnaie zu finanzieren, so wird die Konsequenz doch aus Einsparungen beim Kauf von Produkten bestehen.

Die Industrie darf sich in diesem Fall auf niedrigere Stromkosten, einen einbrechenden Umsatz und/oder auf einen härteren Wettbewerb mit Produkten aus China freuen, weil lediglich diese für den normalen deutschen Verbraucher noch irgendwie bezahlbar sind.

Und sollte der Weg über die Schulden gewählt und diese weiterhin mit viel Geld aus dem Nichts, also mit dem Anwerfen der Druckerpresse, bezahlt werden, ist das Endergebnis nahezu das gleiche, nur mit dem Unterschied, dass vorher sich die Inflation noch einmal von ihrer besonders zerstörerischen Seite zeigen wird.