Amerikas Sparer gehen ans Eingemachte

Die Sparquote in den USA lag in den vergangenen beiden Dekaden sehr oft deutlich unterhalb der Sparquoten in Europa oder in Asien. Nur während der Corona-Pandemie schossen auch in den USA die Spareinlagen deutlich in die Höhe. Die in ihnen zum Ausdruck kommende Sparfreude der amerikanischen Konsumenten war allerdings eher der Not geschuldet.

Während der Lockdowns waren viele Geschäfte ähnlich wie bei uns geschlossen und wer nicht abends oder am Wochenende mit den Freunden ausgehen durfte, hatte am Ende des Monats sehr schnell deutliche Überschüsse, die anschließend mangels Alternativen auf das eigene Konto flossen.

Für US-Verhältnisse erreichte die Sparneigung der Haushalte im Jahr 2021 daher einen ausgesprochenen Höhepunkt, als pro Haushalt rund 800 US-Dollar gespart wurden. Ein Jahr zuvor hatte der Wert zwar „nur“ bei knapp über 600 US-Dollar gelegen, aber für amerikanische Verhältnisse immer noch ein sehr hohes Niveau erreicht.

Der Rückgriff auf die eigenen Rücklagen ist im vollen Gange

Auch im vergangenen Jahr lag die US-Sparneigung mit Werten um 500 US-Dollar je Haushalt immer noch auf einem recht hohen Niveau. In der Zwischenzeit hat sich das Bild jedoch wieder deutlich gewandelt, denn die US-Sparquote ist wieder negativ geworden. Es wird also nicht mehr gespart, sondern die vorhandenen Ersparnisse reduzieren sich und werden verbraucht.

Für das gesamte Jahr 2023 erwartet die Investmentbank Goldman Sachs pro US-Haushalt Entnahmen von 750 US-Dollar. Auch im Jahr 2024 soll die Entwicklung anhalten, auch wenn ein Rückgang der Entnahmen auf 500 US-Dollar je Haushalt angenommen wird.

Der Rückgriff der amerikanischen Verbraucher auf die eigenen Ersparnisse ist damit derzeit größer als in der Rezession von 2003, nachdem die Dotcom-Blase geplatzt war. Noch nicht ganz erreicht ist das Niveau der Finanzkrise. Damals gingen die US-Ersparnisse um über 800 US-Dollar je Haushalt zurück.