Eine auffällig Diskrepanz kennzeichnet momentan den Aktien- und den Rentenmarkt in den USA. Letzterer preist in seinen Kursen bereits eine kommende Zinssenkung durch die US-Notenbank ein. Hinter diesen Kursen steht die Erwartung, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA in den nächsten Quartalen verlangsamen wird.
Diese negative Entwicklung, so die Annahme der Anleger, wird die FED zumindest abzumildern versuchen, indem sie ihre Zinsen senkt. Die Käufer von US-Staatsanleihen rechnen somit zumindest damit, dass der wirtschaftliche Gegenwind stärker wird. Möglicherweise bereitet sich der eine oder andere Anleger auch schon gedanklich auf eine Rezession vor.
Deutlich optimistischer hat sich demgegenüber der Aktienmarkt positioniert, denn die Anleger an der Wall Street bevorzugen derzeit die zyklischen Werte klar gegenüber den defensiven Werten. Es werden also stärker Technologieunternehmen und Maschinenbauer gekauft, während die defensiven Aktien von Versicherungen und Pharmaunternehmen sich nur einer unterdurchschnittlichen Nachfrage erfreuen.
Nur einer der beiden Märkte kann am Ende richtig liegen
Eine solche Gewichtung am Aktienmarkt ist alles andere als selten. Sie ist immer dann zu beobachten, wenn am Ende einer Rezession der beginnende neue Aufschwung erwartet und von den Anlegern in Form von steigenden Kursen bereits vorweggenommen wird.
Aktuell sind wir damit mit der bemerkenswerten Situation konfrontiert, dass der Anleihenmarkt glaubt, die Wirtschaft schwäche sich ab und es drohe möglicherweise eine Rezession, während der Aktienmarkt zeitgleich die Karte spielt, dass die US-Wirtschaft kurz vor einem neuen Wachstumsimpuls steht.
Dass diese beide Ansichten einander ausschließen, liegt auf der Hand. Die kommenden Monaten müssen und werden daher zeigen, welcher der beiden Märkte das bessere Gespür für die Zukunft hat. In der Vergangenheit war es zumeist so, dass sich die am Rentenmarkt operierenden Marktteilnehmer als die besser informierten Anleger herausgestellt haben. Dies sollte die Anleger am Aktienmarkt zumindest dazu bewegen, Vorsicht walten zu lassen.