In der Ukraine wird das vierte Kriegsjahr im Februar enden und ein fünftes beginnen, wenn nicht vorher ein Friedensabkommen oder zumindest ein Waffenstillstand unterzeichnet wird. Die Verhandlungen dazu laufen zwar, doch eine wirkliche Annäherung zwischen den beiden Kriegsparteien ist derzeit nicht zu erkennen. Russland hofft noch immer, möglicherweise mit US-amerikanischer Hilfe einen Siegfrieden zu seinen Bedingungen durchsetzten zu können und die Ukraine fühlt sich noch stark genug, dieses Ansinnen zurückweisen zu können.
Ob US-Präsident Donald Trump wirklich den Frieden will oder nicht vielmehr nur an guten Geschäftsabschlüssen zu eigenen Gunsten interessiert ist, ist ein weitere Frage. Druckmittel gegenüber Russland hat der US-Präsident nur wenige in der Hand. Nicht zuletzt deshalb wird von US-Seite die Ukraine immer wieder massiv unter Druck gesetzt.
China ist demgegenüber in einer weitaus komfortableren Position, denn das Reich der Mitte hätte die Möglichkeit, die Friedensbereitschaft auf beiden Seiten der Front spürbar zu steigern, wenn es denn nur wollte. Die Führung in Beijing ist in dieser vorteilhaften Position, weil das Land sowohl an Russland wie auch an die Ukraine Komponenten und Vorprodukte liefert, die beide für eine Fortsetzung der Kampfhandlungen unbedingt benötigen.
Sowohl russische als auch ukrainische Drohnen fliegen, treffen und töten mit chinesischen Komponenten
Diese Position hatte China zu Beginn des Krieges noch nicht. Doch seit sich der Krieg zu einem massiven Drohnenkrieg entwickelt hat, sind beide Kriegsparteien auf chinesische Vorprodukte wie Batterien und Motoren angewiesen. Werden sie nicht mehr geliefert, stehen die Drohnenproduktionsstätten sowohl in Russland wie auch in der Ukraine sehr schnell still.
Die chinesische Führung weiß um diese Macht und den Einfluss, der sich aus ihr ergibt. Sie nutze sie aber bislang noch nicht. Über die Gründe, warum dies noch nicht geschehen ist, kann nur spekuliert werden. Relativ klar ist allerdings, dass China gegenwärtig der Meinung ist, dass eine Fortsetzung des Krieges dem Land mehr nützt als ein rasches Ende der Kampfhandlungen.
Chinas politische Führung hat bereits erkennen lassen, dass sie eine russische Niederlage nicht wünscht. Einen russischen Sieg allerdings offenbar auch nicht. Ansonsten hätte die Lieferung von Vorprodukten für die Drohnenproduktion an die Ukraine schon längst gestoppt werden können.
Dies deutet darauf hin, dass China durchaus daran interessiert ist, Russland noch ein wenig Länger in der Zwickmühle zu halten, in die Wladimir Putin das Land gebracht hat, als er seinen Truppen im Februar 2022 den Befehl gab, die ukrainische Grenze zu überschreiten.