Verglüht Mario Draghis Stern am römischen Inflationshimmel?

Mit seiner Ankündigung, die Europäische Zentralbank werde den Euro verteidigen, „whatever it takes“, machte sich Mario Draghi 2012 zur Symbolfigur für die erfolgreiche Überwindung der europäischen Schuldenkrise. In der Zwischenzeit ist der ehemalige Chef der EZB seit fast einem Jahr als italienischer Regierungschef in Rom gefordert.

Zunächst konnte sich seine Bilanz auch hier sehen lassen, denn Italien glänzte im vergangenen Jahr mit einer der höchsten Impfquoten und auch mit einem Wachstum auf Rekordniveau. Die Wirtschaftsleistung des Landes stieg um 6,5 Prozent an und die Modernisierung Italienes nahm spürbar an Fahrt auf.

In der Zwischenzeit ist jedoch spürbar Sand ins Getriebe gekommen. Nicht nur der politische Betrieb in Rom stockt. Auch der konjunkturelle Aufschwung, droht ins Stocken zu kommen. Gefahr droht einerseits durch die stark gestiegenen Strompreise und die hohe Inflation im Land.

Der Druck wird stärker

Auch von seiner Nachfolgerin auf dem Chefsessel der Europäischen Zentralbank droht Gefahr, denn seit Christine Lagarde angedeutet hat, dass es auch in der Eurozone zu einer Zinswende kommen könnte, reagiert der Markt mit einem sprunghaften Anstieg der Zinsen auf italienische Staatsanleihen.

Spätestens Anfang März 2023 wird ein neues Parlament gewählt. Der einsetzende Wahlkampf wird das Land deshalb schon bald in seinen Bann ziehen, möglicherweise sogar lähmen, denn innenpolitisch hat die prekäre Koalition, der Mario Draghi als Regierungschef vorsteht, bei der Wahl des Staatspräsidenten keine gute Figur abgegeben.

Gleichzeitig müssen die Reformvorgaben der Europäischen Kommission in Brüssel erfüllt werden. Um die zweite und dritte Tranche der zugesagten EU-Kredite zu erhalten, muss das Land hundert neue Maßnahmen umsetzen, mit denen die bestehenden Wachstumshindernisse aus dem Weg geräumt werden sollen.

Dies stellt schon in normalen Jahren eine große Herausforderung dar. In Zeiten eines anbrechenden Wahlkampfs dürfte die Aufgabe nochmals deutlich anwachsen und könnte selbst für Mr.-Whatever-it-takes leicht zu einer unlösbaren Sysiphusarbeit werden.