Ein ehemaliger Schüler stürmte am Montagmorgen mit zwei legal erworbenen Waffen in einem Grazer Gymnasium und erschoss neun Menschen. Zwei weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt, ehe der 21-Jährige nach seinem Amoklauf Suizid beging. Der Vorfall im Bundes-Oberstufenrealgymnasium, seiner früheren Schule, hinterlässt eine Stadt in Schock. Die Bilder von verbarrikadierten Klassenräumen, blutüberströmten Fluren und schockierten Überlebenden werfen eine quälende Frage auf: Wie konnte es so weit kommen?
Gegen 10 Uhr drang der Täter in das Gebäude ein, stürmte zwei Klassenräume und feuerte wahllos auf Schüler und Lehrpersonal. Erst nach 17 Minuten beendete ein Cobra-Einsatzkommando die Gewaltspirale – sicherlich die längsten Minuten im Leben der Anwesenden. Die Rettungskräfte trafen auf ein apokalyptisches Szenario: 158 Sanitäter, 65 Fahrzeuge und 31 Krisenhelfer kämpften um jedes Leben, während rund 600 traumatisierte Augenzeugen und Angehörige erstarrten. Die physischen Wunden mögen verheilen, die psychischen Narben bleiben.
Politik zwischen Betroffenheit und Ratlosigkeit
Während die Opfer noch identifiziert wurden, entfaltete sich das gewohnte Ritual aus Betroffenheitsbekundungen. Österreichs Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) erklärte den Vorfall zur „nationalen Tragödie“ und verordnete dreitägige Staatstrauer. Aus Berlin sandten Bundespräsident Steinmeier und Kanzler Merz „erschütterte“ Gedanken – wohlmeinende Floskeln, die jedoch keine Antwort auf die drängendste Frage liefern: Warum?
Die Debatte um „Sicherheit an Schulen“ verkennt, dass solche Taten kein Zufall sind. Ein 21-Jähriger, der legal an Waffen gelangt, in vertraute Räume zurückkehrt und sein Trauma an Unschuldigen auslässt, ist Symptom möglicher weitergehender Probleme in der Gesellschaft.