Albtraum Sozialversicherung: Noch viel teurer!

Die neuen Berechnungen des Wirtschaftsweisen Martin Werding wirken wie ein schriller Weckruf, den niemand überhören dürfte. Was er an Szenarien für die kommenden Jahrzehnte entwirft, offenbart das Ausmaß einer Sozialpolitik, die jahrzehntelang auf Verschiebung statt auf Reform gesetzt hat. Seine Prognose: Die Sozialabgaben könnten bis 2050 auf über 53 Prozent des Bruttolohns anwachsen – ein Wert, der jede Vorstellungskraft sprengt und das Fundament des deutschen Arbeitsmarktes ins Wanken bringen würde.

Der demografische Abgrund rückt näher

Die jüngste Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Bundesamts unterstreicht, wie dramatisch sich die Altersstruktur verändert. Selbst bei zurückhaltender Schätzung fehlen im Jahr 2070 rund zehn Millionen Menschen im Erwerbsalter. Das ist nicht irgendeine statistische Randnotiz, sondern ein strukturelles Loch, das ganze Generationen betreffen wird. Diese fehlenden Arbeitskräfte bedeuten weniger Beitragszahler, weniger wirtschaftliche Dynamik und eine massive Mehrbelastung für jene, die weiterhin arbeiten.

Werding berücksichtigt dabei sogar eine optimistische Annahme: eine geringere Nettozuwanderung in die Sozialsysteme. Doch selbst dieser freundliche Blick in die Zukunft ändert nichts an der Grundproblematik: Immer weniger Erwerbstätige müssen eine stetig wachsende Zahl von Rentnern, Pflegebedürftigen und Kranken finanzieren.

Wenn Leistung sich nicht mehr lohnt

Besonders drastisch wird es für Gutverdiener. Werding kommt zu dem Ergebnis, dass Beschäftigte im Spitzensteuersatz künftig weniger als zehn Prozent ihres Bruttogehalts behalten könnten. Zehn Prozent – der Rest würde in Steuern und Sozialabgaben fließen. Ein Land, das seinen produktivsten Kräften so wenig zum Leben lässt, läuft Gefahr, seine ökonomische Basis zu zerstören.

Und das ist nur die mittelfristige Aussicht. Wenn politische Entscheidungen weiterhin vertagt oder aus wahltaktischen Gründen verwässert werden, könnten die Beiträge laut Werding bis 2080 sogar auf über 60 Prozent steigen. Dann bliebe vom Einkommen vieler Menschen kaum noch mehr übrig als ein symbolischer Rest.

Das Rentenpaket verschärft die Lage

Besonders alarmierend: Selbst diese düsteren Zahlen berücksichtigen das jüngste Rentenpaket der Regierung noch nicht. Maßnahmen wie die Haltelinie, zusätzliche Leistungsversprechen oder das unveränderte Renteneintrittsalter wirken wie zusätzliche Gewichte in einem System, das ohnehin kurz vor dem Kollaps steht.

Die Botschaft ist eindeutig: Ohne grundlegende Reformen steuert Deutschland auf einen sozialpolitischen Sturm zu, dessen Folgen kaum noch abzuwenden sind.