Ukraine-Botschafter tadelt Verhalten des Bundestags zu Slenskyj-Rede

Der Ukraine-Botschafter in Deutschland ist derzeit ein gefragter Mann. Am Donnerstag kritisierte er dem Privatsender RTL/ntv gegenüber den Deutschen Bundestag und dessen Umgang mit der Rede seines Regierungschefs Selenskyj. Man warte auf „starke Taten“.

Ukraine-Botschafter beschert sich über Bundestag

„Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat den Umgang der Bundesregierung mit der Bundestagsrede des ukrainischen Präsidenten Selenskyj kritisiert. „Sie wird natürlich nachwirken hier in der Bundesrepublik, aber man braucht auch starke Taten und darauf warten wir“, sagte er der RTL/ntv-Redaktion.

Melnyk zeigte sich enttäuscht, dass das Parlament nach der Ansprache direkt zu anderen Themen übergegangen war. Man habe seit zwei Tagen versucht, darauf hinzuwirken, dass die Tagesordnung geändert wird und es eine Debatte sowie womöglich auch eine Regierungserklärung gibt, um die Pläne der Bundesregierung zu erklären. „Die Ukrainer wollen wissen, was kommt, wie geholfen werden kann“, so der Diplomat. Als Gegenbeispiel nannte er die Ankündigung der US-Regierung nach der Rede Selenskyjs am Mittwoch vor dem US-Senat, zügig weitere Waffen zu liefern.

„Solche Signale braucht man auch aus Berlin.“ Er sei aber optimistisch, dass Selenskyjs Botschaft bei Bundeskanzler Scholz angekommen sei. „Wir hoffen, dass das, was jetzt kommt, mutige Entscheidungen sein werden, um die Ukraine so zu unterstützen, wie es sich gehört.“ Die Bundestagsrede nannte der Botschafter einen „historischen Moment“.

Er hob hervor, dass es darin zwar Kritik an Deutschland gegeben, vor allem aber der Aufruf im Vordergrund gestanden habe, bei der Beendigung des Krieges zu helfen. „Es geht nicht nur um Waffenlieferungen, obwohl das natürlich das Gebot der Stunde ist“, so Melnyk. Selenskyj habe zudem um eine EU-Beitrittsperspektive der Ukraine geworben. „Das würde ja auch die Ampel-Regierung keinen Cent kosten, sondern würde ein enormes Signal senden“, so der Botschafter.“

Bericht mit Material der dts Nachrichtenagentur