Herbe Kritik an Heiko Maas: Der irrte sich in Afghanistan

Die Eskalation in Afghanistan dürfte nach Einschätzung zahlreicher Beobachter auch den Bundestagswahlkampf erreichen. Die GroKo hat am Sonntag in letzter Not zwei Bundeswehrmaschinen nach Afghanistan geschickt, um die deutschen Botschaftsangehörigen oder Helfer vor Ort auszufliegen. Die Eskalation hätte die Regierung teils verschlafen, so die Kritik in verschiedenen Medien. Auch die USA habe die Entwicklung unter Joe Biden offenbar unterschätzt – und sich teils naiv verhalten. Besonders rüde ist die Kritik an Heiko Maas, dem deutschen Außenminister.

Außenminister hat die Lage vollkommen unterschätzt

In einem Gastbeitrag im „Focus“ wird ZDF-Chefredakteur Peter Frey zitiert. Der habe vom „moralischen Versagen des Westens“ gesprochen. Dieser Einschätzung wiederum widerspricht der Kommentar. Denn nicht „der Westen“ habe versagt, sondern vielmehr die Logik der Militärinterventionen des Westens, die mehrfach ineffizient gewesen sei.

Die Pressefreiheit, die Demokratie, die Frauenrechte etwa ließen sich nicht exportieren wie normale Waren. Vielmehr würden die Werte bereits dadurch verraten, dass sie mit Waffengewalt durchgesetzt werden sollten. Dies sei in Kuba geschehen, im Iran, in Vietnam, in Angola oder in Nicaragua wie auch im Irak.

So würden Diktatoren gezüchtet. In Afghanistan herrsche nun bald ein Zustand wie vor Beginn der Militärintervention vor 20 Jahren. Die Gesamtheit der westlichen Maßnahmen habe mehr als 1 Billion Dollar gekostet. Die militärische Intervention mit dem Namen „Enduring Freedom“ hat zudem 3.596 Menschenleben gekostet, heißt es.

Demzufolge allerdings ist auch in Deutschland zu fragen, ob die Entwicklung nicht hätte vorausgesehen werden können. Die Berliner Regierung habe am Sonntag „bemerkt, dass es sich bei der Ankunft der Taliban in Kabul um eine Chefsache handelt.“

Noch vor zwei Monaten hatte Heiko Maas auf eine FDP-Anfrage geantwortet: „All diese Fragen haben die Grundlage, dass in wenigen Wochen die Taliban in Afghanistan das Zepter in der Hand haben. Das ist nicht die Grundlage meiner Annahme.“