Auf der iberischen Halbinsel verdichten sich die Anzeichen für eine ernsthafte Energiekrise. Spanien, lange Zeit als Vorreiter der erneuerbaren Energien gefeiert, erlebt nun die Schattenseiten einer einseitig auf grüne Quellen ausgerichteten Energiepolitik. Immer häufiger gerät das Stromnetz an seine Belastungsgrenzen – mit drastischen Konsequenzen für Bevölkerung, Industrie und Infrastruktur.
Der nationale Netzbetreiber Red Eléctrica meldet erneut gravierende Probleme im spanischen Stromsystem. Wiederkehrende Spannungsschwankungen gefährden die Netzstabilität landesweit. Der Schock sitzt tief: Erst im Frühjahr hatte ein großflächiger Stromausfall Millionen Menschen stundenlang von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Die Ursachen sind weiterhin nicht eindeutig geklärt, doch Hinweise verdichten sich, dass ein großer Solarpark als Auslöser in Frage kommt.
Gerade diese Form der Energiegewinnung – Wind und Sonne – soll Spanien eigentlich in eine sichere, nachhaltige Zukunft führen. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild: Die wetterabhängige Einspeisung sorgt für extreme Schwankungen im Netz. Mal übersteigt die Produktion den Bedarf bei weitem, mal bricht sie unvermittelt ein. Diese Unvorhersehbarkeit stellt klassische Netzstrukturen vor Herausforderungen, die mit der bisherigen Infrastruktur kaum zu bewältigen sind.
Energieexperten wie Massimo Moaret von der IESE Business School schlagen deshalb Alarm. Ohne grundlegende technische Nachrüstung, so die Einschätzung, droht eine dauerhafte Gefährdung der Versorgungssicherheit. Zwar hatte die Regierung ein Gesetz auf den Weg gebracht, um das Stromsystem technisch aufzurüsten – doch die politischen Mehrheiten dafür fehlten. Der Reformversuch scheiterte im Parlament. Für viele ein Sinnbild einer Politik, die drängende Probleme ignoriert und sich lieber an ideologisch aufgeladene Ziele klammert.
Die Konsequenzen spüren die Bürger bereits heute: Unsicherheit, steigende Risiken von Ausfällen und das Gefühl, dass die Politik nicht mehr in der Lage ist, ihre Grundversorgung zu gewährleisten. Spanien wird so zum warnenden Beispiel – nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere Länder, die ähnliche Wege gehen.
Auch in Deutschland stellt sich die Frage: Ist unser Stromnetz auf eine radikal veränderte Erzeugungslandschaft vorbereitet? Wenn selbst ein sonniges Land wie Spanien bei der Umsetzung der Energiewende ins Straucheln gerät, was bedeutet das für Länder mit weniger stabilen Wetterbedingungen und höherem Energiebedarf?
Die Entwicklungen auf der iberischen Halbinsel mahnen zur Vorsicht: Ohne technische Anpassung, strategische Planung und realistische Zielsetzungen droht die Energiewende nicht zum Fortschritt, sondern zum Rückschritt zu werden.