Die EU-Partner bitten Deutschland, den Atomausstieg zu verschieben

Mit seiner anhaltenden Weigerung, einen Weiterbetrieb der drei noch verbliebenen Kernkraftwerke zu forcieren, verspielt die Bundesregierung nicht nur das Vertrauen der Wirtschaft und der Bevölkerung in die Stabilität des Landes. Auch die europäischen Partner fühlen sich durchaus zu Recht vor den Kopf gestoßen.

Überall in der Europäische Union ist Gas derzeit ein extrem knappes und deshalb auch sehr teures Gut. Dass man sich intensiv Gedanken darüber macht, wie man dieses einsparen kann, liegt auf der Hand. Auch besteht Einigkeit darüber, dass wenn es zu Einsparungen kommen muss, alle Bereiche gefordert sein werden, ihren Teil zur Lösung des Problems beizusteuern.

An dieser Stelle kann sich auch die Ampelregierung nicht aus der Verantwortung stehlen. Auch der Verweis auf Wladimir Putin als den vermeintlich Schuldigen an dieser Misere hilft nicht weiter, denn die einseitige Abhängigkeit vom Gas hat nicht er beschlossen, sondern die europäischen Politiker.

Die Klimaentscheidungen der Europäischen Union fordern ihren Tribut

Diese haben auch angestoßen, dass der Stromverbrauch nun beständig ansteigt, denn es kommen nicht nur immer mehr Elektrofahrzeuge auf die Straßen, sondern auch die Industrie geht immer mehr dazu über, fossile Energieträger durch Strom zu ersetzen. Das führt dazu, dass auch der Stromverbrauch von Stahlwerken in Zukunft stark steigen wird.

Es geht damit nicht nur um den nächsten Winter und eine begrenzte Zeit von mehreren Wochen oder Monaten, die man überbrücken muss, sondern um die generelle Frage, wo denn der ganze Strom herkommen soll, mit dem in Zukunft alle klimaneutral wirtschaften wollen. Dabei interessieren vor allem die Nachtstunden und die Tage mit Flaute, an denen Solaranlagen und Windräder auch in verfünffachter Anzahl keine einzige Kilowattstunde Strom erzeugen werden.

Die Lösung für diese dunklen, windarmen Stunden heißt bislang nur Gas. Ein weiterer Betrieb der deutschen sechs Kernkraftwerke könnte 15 Milliarden Kubikmeter Gas einsparen. Sie ständen dann für andere Anwendungen zur Verfügung. Die deutsche Politik erwartet jedoch, dass die anderen europäischen „Partner“ dieses Gas gefälligst einsparen, damit in Deutschland wie geplant Ende Dezember auch noch die letzten drei Kernkraftwerke stillgelegt werden können.

Sollen halt die Ungarn, Franzosen und Slowaken im Winter etwas mehr frieren, damit sich die Deutschen mit den abgeschalteten Kernkraftwerken wohler fühlen können. Ist es realistisch zu erwarten, dass sich die anderen Europäer auf diese Verteilung von Lasten und Vorteilen einlassen werden?