Das Bundeskanzleramt in Berlin wird deutlich erweitert. Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf rund 770 Millionen Euro. Kanzleramtschef Thorsten Frei nutzte den Tag der offenen Tür, um das Projekt gegenüber Bürgern zu erläutern. Dabei verwies er auf die bereits begonnenen Arbeiten und darauf, dass ein Abbruch mittlerweile noch teurer wäre.
Der Erweiterungsbau war ursprünglich mit geringeren Ausgaben geplant, entwickelte sich aber zu einem Großprojekt, das in die Reihe kostspieliger Bauvorhaben in Deutschland fällt. Kritiker vergleichen es mit Projekten wie dem Berliner Flughafen oder der Elbphilharmonie, deren Budgets ebenfalls stark überschritten wurden.
Hohe Summen pro Mitarbeiter im „Merkelpalast“
Die Begründung für den Bau liegt nach Angaben des Kanzleramtes in der Arbeitsorganisation. Derzeit sind rund 900 Mitarbeiter auf mehrere Standorte verteilt. Mit der Erweiterung soll die Arbeit zentralisiert und die Abläufe effizienter gestaltet werden. Gerechnet wird mit einer deutlichen Reduzierung von Wegen und Abstimmungsprozessen.
Frei räumte ein, dass es sich um eine sehr hohe Summe handele. Er betonte jedoch, dass neben den organisatorischen Vorteilen auch höhere Sicherheitsstandards eine Rolle spielen. In Zeiten, in denen die Anforderungen an staatliche Einrichtungen steigen, sei dies ein wichtiger Aspekt.
Gleichzeitig gibt es deutliche Kritik. Gegner des Projekts verweisen darauf, dass pro Mitarbeiter rechnerisch über 850.000 Euro investiert würden. Angesichts angespannter Haushaltslagen und dringender Investitionsbedarfe in Bereichen wie Infrastruktur, Bildung oder Verteidigung werde der Neubau als falsches Signal bewertet.
Damit steht der Erweiterungsbau des Kanzleramtes symbolisch im Zentrum einer Debatte über staatliche Prioritäten, Kostenkontrolle und die Wahrnehmung der Politik durch die Bevölkerung.