Der Irrweg unserer Zeit: Der Staat muss … und die Politik sollte …

Wenn Not am Mann ist, ertönt gerne der Ruf nach dem helfenden Staat. Das ist verständlich, wenn die Probleme so groß werden, dass der Einzelne sie alleine nicht mehr bewältigen kann. Greift dann die Gemeinschaft als Ganze ein, kann Schaden abgewendet und ein besseres Endergebnis erzielt werden.

Ertönt der Ruf nach dem Staat oder nach den Hilfen der Politik allerdings auch dann, wenn die Möglichkeiten des Einzelnen noch lange nicht erschöpft sind, kann es schnell gefährlich werden und zwar für beide Seiten. Der Einzelne verliert anschließend zunehmend seine eigenen Fähigkeiten als Problemlöser, weil diese nicht gepflegt werden und der Staat mutiert sehr oft von einem vermeintlichen Problemlöser zum Problem selbst.

Es ist aus der Geschichte durchaus bekannt, dass selbst gutgemeinte staatliche Lösungen nicht funktioniert haben und ein Problem deshalb nicht behoben, sondern sogar noch verschärft haben. So etwas kann immer einmal vorkommen, denn auch in der Politik wirken nur Menschen und diese machen bekanntlich Fehler.

Mangelnde Selbstreflexion als Basis für den Weg ins eigene Unglück

Einen Fehler zu machen, ist die eine Seite der Medaille. Etwas ganz anderes ist es jedoch, sich und der Öffentlichkeit diesen Fehler auch einzugestehen und die Wende hin zum Besseren beherzt einzuschlagen. An dieser Stelle scheitern wir alle immer wieder gerne und nur wenige Zeitgenossen haben sich so sehr im Griff und so gut weiterentwickelt, dass sie die Kraft haben, die notwendigen Kehrtwenden einzuleiten und zu vollziehen.

Deutschland fehlt derzeit die Kraft. Dass während der zwei Pandemiejahre 2020 und 2021 nicht alles bestens gelaufen ist, wird niemand ernsthaft bestreiten können. Also läge es nahe, jetzt in der Rückschau eine nüchterne Betrachtung dessen vorzunehmen, was gemacht wurde und aufrichtig zu bewerten, welche positiven und negativen Konsequenzen es hatte.

Doch an genau dieser Stelle verweigern sich Politik und Gesellschaft anhaltend der notwendigen Aufarbeitung. Stattdessen werden Erkenntnisse geleugnet, relativiert oder gar nicht erst erhoben und zweifelhafte Maßnahmen in einer besonders rigorosen und verbissenen Weise fortgeführt.

Dass das nicht der Weg zu mehr Erkenntnis und zu einem besseren Leben sein kann, liegt auf der Hand. Trotzdem folgt unsere Gesellschaft unverdrossen diesem Holzweg. Kann man bornierter seinen eigenen Schaden, vielleicht sogar sein eigenes Unglück herbeiführen?