Obwohl die Einkommen wieder steigen, haben die Arbeitnehmer real weniger Geld in der Tasche

Trotz eines kräftigen Anstiegs ihrer Bezüge im zweiten Quartal konnten Arbeiter und Angestellte die kräftige Teuerung in den vergangenen Monaten nicht ausgleichen. Das geht aus den am Mittwoch vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichten Daten zur Entwicklung der Einkommen in Deutschland hervor.

Im zweiten Quartal stieg der Nominallohnindex in Deutschland im Vergleich zum gleichen Quartal des Vorjahres um 5,5 Prozent an. Dieser Index bildet die Entwicklung der Bruttomonatsverdienste ab und schließt Sonderzahlungen mit ein. Zeitgleich stiegen die Verbraucherpreise um 2,4 Prozent, sodass real ein preisbereinigter Anstieg der Verdienste um 3,0 Prozent zu verzeichnen war.

Beim Vergleich dieser Werte gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass es im zweiten Quartal 2020 mit einem nominalen Rückgang von -4,0 Prozent und einem realen Rückgang von -4,7 Prozent für die Arbeitnehmer die bislang stärksten Lohneinbußen seit der Finanzkrise 2008/09 gegeben hatte.

„Damit wurden zwar die nominalen Lohneinbußen um 4,0 Prozent aus dem 2. Quartal 2020 überkompensiert. Der deutliche Anstieg der Inflation hat aber dazu geführt, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer real noch nicht wieder so viel verdienen wie vor der Krise“, kommentierte Susanna Geisler, die Referentin der Verdienststatistik im Statistischen Bundesamt, den Anstieg in diesem Jahr im Vergleich zu den Verlusten im Vorjahr.

Stärkster Anstieg in den unteren Lohngruppen

Verbessert haben sich die Einkommen weniger durch höhere Tarifabschlüsse, sondern vor allem durch den deutlichen Rückgang der Kurzarbeit. Dies führte im zweiten Quartal zu gestiegenen Bruttomonatsverdiensten, weil sich die Wochenarbeitszeit wieder normalisierte und das Kurzarbeitergeld statistisch nicht zum Bruttoverdienst zählt.

Insgesamt erhöhte sich die bezahlte Wochenarbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten im Vergleich zum Vorjahresquartal um durchschnittlich 4,2 Prozent auf 38,3 Stunden.  Allerdings wurde damit das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht: Im zweiten Quartal 2019 hatte dieser Wert noch bei 39,2 Stunden gelegen.

Die stärksten Verdienstanstiege waren in den unteren Lohngruppen zu verzeichnen. So stiegen beispielsweise die Bezüge der angelernten Arbeitnehmer mit 9,3 Prozent am stärksten. Ein großer Teil dieses Anstiegs ist allerdings dem Basiseffekt geschuldet, denn im zweiten Quartal 2020 waren gerade die Einkommen dieser Beschäftigten deutlich zurückgegangen.