Kaum noch Wachstum, dafür anhaltend hohe Inflation: Der Krieg in der Ukraine lässt die Gefahr einer Stagflation steigen

Sie ist das Schreckgespenst aller Notenbanken und sie klopft derzeit unüberhörbar an unsere wirtschaftlichen Türen: die Stagflation. Hinter dem Kunstwort, das ein Mix aus den beiden Worten Stagnation und Inflation ist, verbirgt sich ein Zustand, wie er in den 1970er Jahren vorherrschend war. Eine lange Phase mit äußerst niedrigen Wachstumsraten war von Zeiten mit anhaltend hoher Inflation begleitet.

Nun droht beides wieder. Auch ohne den von Wladimir Putin befohlenen Angriff auf die Ukraine würde die Stagflation als Thema den Blick auf die Zukunft beherrschen und die Finanzmärkte beunruhigen. Mit dem Angriff ist alles nur noch schlimmer und das undankbare Thema nur noch um einiges drängender geworden.

Es sind in der Zwischenzeit nicht mehr nur die klassischen Weltuntergangspropheten, die vor einer Stagflation warnen, sondern ernst zu nehmende Stimmen. Eine solche kommt beispielsweise vom norwegischen Staatsfonds, eine andere von der US-amerikanischen Ratingagentur Moody‘s.

Rekordhohe Teuerung in Amerika und in der Eurozone

Nicolai Tangen, der Chef des norwegischen Staatsfonds erklärte in einem Interview mit der Financial Times, dass die durch den Krieg stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise den Inflationsdruck erhöhen. Dies sei schlecht für die Entwicklung der Wirtschaft.

Moody‘s geht sogar noch einen Schritt weiter: „Eine Eskalation des militärischen Konflikts würde die wirtschaftliche Erholung in Europa in Gefahr bringen“, schrieb die Ratingagentur in einer aktuellen Stellungnahme. In der Eurozone ist die Inflation im Februar auf sehr hohe 5,8 Prozent gestiegen und selbst die Schweiz verzeichnet mit 2,2 eine recht hohe Teuerung.

Hinzu droht eine Deglobalisierung. Schon die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehenden massiven Störungen der Lieferketten haben die Verwundbarkeit der Wirtschaft gezeigt. Nun droht mit dem Krieg in der Ukraine ein langfristiger Engpass bei wichtigen Rohstoffen und Vorprodukten. Das könnte sowohl in Europa wie in den USA dazu führen, ausgelagerte Fertigung wieder ins Heimatland zurückgeholt wird, auch wenn dies mit höheren Kosten verbunden ist.