Kann Gold bald von der hohen Inflation profitieren oder wird der Gegenwind gar noch stärker?

Das Gold gilt allgemein als ein guter Schutz vor Inflation. Gleichzeitig wird ihm nachgesagt, dass es besonders dann sehr attraktiv sei, wenn die Zinsen niedrig sind. Beide Aspekte sind derzeit gegeben. Die Inflationsraten steigen weltweit seit Mitte des letzten Jahres deutlich an und die Zinsen sind, zumindest in den westlichen Ländern, immer noch ausgesprochen niedrig.

In einem Umfeld wie dem aktuellen müsste Gold eigentlich glänzen und von den Anlegern fast panikartig nachgefragt werden. Es gab solche Zeiten in den Jahren 2010 bis 2012 und auch von 2019 bis 2020. Doch aktuell können die Edelmetalle nicht mehr vom inflationären Umfeld profitieren.

Beim Silber ignorieren die Anleger sogar, dass es als grünes Metall für die aktuell von der Politik auf den Weg gebrachte Decarbonisierung der Energiegewinnung und der Antriebstechnik von entscheidender Bedeutung ist. Von seinem Allzeithoch trennen den Silberpreis momentan Welten und selbst das Hoch des Januars 2020 scheint aktuell unerreichbar zu sein.

Das Gold folgt dem Realzins

Ein Grund für die aktuelle Schwäche des Goldes ist der Realzins. Er ist zwar weiterhin negativ, was grundsätzlich für das gelbe Metall sprechen würde. Entscheidender ist aktuell jedoch die Richtung. Der Realzins fällt nicht mehr, sondern er steigt. Allein im Dezember ist er in den USA von minus 1,1 auf minus 0,75 Prozent angestiegen.

An den Kapitalmärkten erwarten die Anleger, dass die US-Notenbank in diesem Jahr zumindest drei, vielleicht sogar vier Zinsschritte vollziehen wird. Dies würde den Realzins bei gleichbleibender Inflation wieder in den positiven Bereich heben. Das Gold, das bekanntlich keine Zinsen bringt, würde damit für viele Anleger weiter an Attraktivität verlieren.

Nicht förderlich ist seit einigen Monaten auch die Stärke des US-Dollars. Er steigt, weil die Geldpolitik in den USA gestrafft und die Zinsen erhöht werden sollen. Gold und die US-Währung bilden allerdings zwei klassische Gegenpole: Steigt der US-Dollar, fällt tendenziell das Gold und umgekehrt.

Rosig sind die Aussichten für das Gold kurzfristig deshalb nicht. Das könnte dazu führen, dass sie schon im letzten Jahr zu beobachtenden Abflüsse aus den großen Gold-ETC auch in den kommenden Wochen und Monaten noch anhalten. Erst wenn diese Geldflüsse sich umkehren, hat das Gold wieder eine Chance, stärker zu glänzen.