Die meisten Anleger unterschätzen diesen Faktor

Von Albert Einstein ist der Ausspruch überliefert, dass zwei Dinge unendlich seien, das Universum und die menschliche Dummheit. Wobei der bekannte Entdecker der Relativitätstheorie einschränkend hinzufügte, dass er sich beim Universum noch nicht so ganz sicher sei.

Gefragt danach, was der mächtigste Faktor innerhalb des Universums sei, verwies Albert Einstein auf exponentielle Entwicklungen wie den Zinseszinseffekt. Er entsteht, wenn Zinsgewinne von den Sparern nicht konsumiert werden, sondern beständig das zur Verfügung stehende Investitionskapital erhöhen und damit selber wieder neue Zinsen erwirtschaften.

Auch dieser Faktor wird immer wieder massiv unterschätzt. Wir Menschen haben zwar eine recht gute Vorstellung davon, was wir in einem Jahr erreichen können. Wir neigen aber mit schöner Regelmäßigkeit dazu, zu unterschätzen, was wir in zehn Jahren erreichen können.

Ein Grund dafür ist, dass wir zu oft nur linear denken und damit Entwicklungen, die exponentiell verlaufen, immer wieder gehörig unterschätzen. Dieser Fehler tritt nicht nur bei der Geldanlage auf. Auch bei der Frage, was wir in einem oder in zehn Jahren lernen können, wird er gemacht, denn es wird viel zu wenig berücksichtigt, dass Lernerfolge in der Vergangenheit ein schnelleres Lernen in der Zukunft begünstigen.

Eine unterschätzte Gefahr kann leicht besonders zerstörerisch für Anleger wirken

Der Zinseszinseffekt tritt uns in diesen Tagen allerdings eher in seiner gefährlichen Variante entgegen, denn die Zinsen sind am Boden. Teilweise müssen sogar Strafzinsen auf Guthaben bezahlt werden. Gleichzeitig wächst auf der Gegenseite durch die steigende Inflation eine Gefahr heran, die leicht unterschätzt wird.

Hohe Inflationsraten sind wir seit Jahren nicht mehr gewöhnt. Entsprechend unvorbereitet trifft uns diese Erfahrung. Gleichzeitig entfaltet der Zinseszinseffekt sein Potential immer stärker, je höher die Zinsen sind. Der Unterschied zwischen einem Zinssatz von drei und fünf Prozent ist damit auf lange Sicht wesentlich kleiner als jener zwischen fünf und sieben Prozent.

Weil die Inflation gerade massiv gegen die eigenen Ersparnisse und die für die Zukunft zurückgelegte Kaufkraft arbeitet, entwickelt sich hier aktuell eine Gefahr, die nicht nur von vielen noch völlig unterschätzt wird, sondern die auch ausgesprochen zerstörerisch wirken wird, je länger sie anhält.