Die Inflation bleibt ein schmerzendes Thema

In der Diskussion um die Entwicklung der Inflationsraten verweisen die Notenbanker der Europäischen Zentralbank gerne darauf, dass die aktuell recht hohe Teuerung nur ein vorübergehendes Problem sei. Begründet wird diese Ansicht mit den besonders stark gestiegenen Energiepreisen. In diesem Teilsegment der Inflationsberechnungen wirkt sich der Basiseffekt ausgesprochen nachteilig aus.

Im Corona-Jahr 2020 sank die Nachfrage nach Energie sehr stark und mit ihr stürzten auch die Preise ab. Ausgehend von diesem ungewöhnlich tiefen Preisniveau bedeuten die heutigen Preise extreme Anstiege. Dies bestätigen auch die Statistiken des Statistischen Bundesamts (Destatis). Es hatte am Montag die vorläufigen Zahlen zur Inflationsentwicklung im August angegeben.

Der Gesamtindex aller Waren und Dienstleistungen hat sich in Deutschland nach diesen Berechnungen im August um 3,9 Prozent verteuert. Damit setzte sich der Trend zu höheren Inflationszahlen fort. Er war nur im Juni kurzzeitig unterbrochen worden, als die Teuerung von 2,5 Prozent im Mai auf 2,3 Prozent zurückgegangen war.

Im Juli und August setzte sich der übergeordnete Trend wieder mit Anstiegen von 3,8 und 3,9 Prozent weiter fort. Dienstleistungen verteuerten sich unterdurchschnittlich nur um 2,5 Prozent. Dabei lag der wichtige Kostenblock Wohnungsmiete mit einem Zuwachs von nur 1,3 Prozent auffällig niedrig.

Die Kosten für Energie und Nahrungsmittel bleiben bestimmend

Den entscheidenden Schub für die Inflation brachten die stark gestiegenen Preise für Nahrungsmittel und die im Vergleich zum Vorjahr extrem verteuerten Energiekosten. Für Nahrungsmittel mussten die Verbraucher 4,6 Prozent mehr Geld ausgeben als noch im August 2020. Ihre Ausgaben für Energie verteuerten sich sogar um 12,6 Prozent.

Auch wenn die Argumentation der Notenbanken nicht falsch ist, so blendet sie doch einen wesentlichen Aspekt aus: Die Preise für Nahrungsmittel und Energie sind zwei Kostenblöcke, denen der Verbraucher kaum aus dem Weg gehen kann. Die hohen Preisaufschläge sind zu zahlen, ob man will oder nicht.

Sollte die Preisaufschläge im nächsten Jahr, wie von der Europäischen Zentralbank erhofft, geringer ausfallen als in diesem Jahr so ändert das nichts an der Tatsache, dass auch die dann nochmals, wenn auch leichter, gestiegenen Nahrungsmittel- und Energiepreise von den Verbrauchern gezahlt werden müssen.

Kaum ein Entkommen aus der Inflationsfalle

Gespart werden kann an dieser Stelle nur begrenzt, denn ob der nächste Winter ein kälterer oder wärmerer Vertreter seiner Zunft sein wird, hat der Verbraucher nicht in der Hand. Er muss die Dinge nehmen, wie sie kommen. Da die Tarifabschlüsse des laufenden Jahres allerdings deutlich unter der aktuellen Inflationsrate liegen, ergibt sich für viele Haushalte ein deutlicher Kaufkraft- und damit Wohlstandsverlust.

Dieser Aspekt wird in den Ausführungen der Notenbanker der EZB nicht nur beständig verdrängt. Er wird durch die aktuelle Geldpolitik zusätzlich auch noch verschärft, denn dank der Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank werden auch die in der Vergangenheit gebildeten Ersparnisse mit Blick auf die Kaufkraft massiv entwertet.