Die Furcht vor einer anhaltenden Inflation ist nicht unbegründet

Stagflation nennen Volkswirtschaftler heute das wirtschaftliche Problem der 1970er Jahre, das von wirtschaftlicher Stagnation und hoher Inflation gekennzeichnet war. Für die aktuelle Zeit könnte sich in den kommenden Jahren der Begriff der „Greenflation“ einbürgern. Er bringt zum Ausdruck, dass es gerade die derzeit mit allem Nachdruck verfolgten grünen Klimaziele sein könnten, welche die ohnehin schon hohe Inflation vollkommen aus dem Ruder laufen lassen werden.

Auch ohne die Klimaziele wäre die Teuerung in diesen Tagen sehr hoch, denn viele Lieferketten sind immer noch gestört und die Transportkosten, besonders jene für den Schiffsverkehr über die Weltmeere, verharren auf ihrem hohen Niveau. Gleichzeitig haben die Arbeitgeber in den USA Mühe, ihre freien Stellen zu besetzen. Das treibt die Löhne und Gehälter.

Letzteres ist für die Notenbanken nicht ungefährlich, denn gerade der Beginn einer allgemeinen Lohn-Preis-Spirale könnte den Traum von einer nur vorübergehenden Teuerung endgültig platzen lassen. Die Zentralbanken werden langsam nervös und insbesondere die US-Notenbank sieht sich inzwischen genötigt, ernsthaft gegen die beständig steigenden Kosten vorzugehen.

Ein Teil der Verteuerung ist politisch gewollt

An den Finanzmärkten haben sich in den vergangenen Monaten zwei Lager innerhalb der Ökonomen ausgebildet. Das weitaus größere Lager rechnet nur mit einer vorübergehenden Inflation und verweist auf die zahlreichen Basiseffekte und die gestörten Lieferketten. Beides, so die Argumentation, werden in diesem Jahr wegfallen und die Teuerung damit deutlich reduzieren.

Die Vertreter einer dauerhaften Inflation verweisen im Gegenzug auf die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale. Sie wird vor allem für die USA gesehen, wo es ein erklärtes Ziel von US-Präsident Joe Biden ist, die Löhne im Niedriglohnsektor zu steigern. Aber auch in Europa gibt es ähnliche Bestrebungen, beispielsweise den Plan der Ampelkoalition, den Mindestlohn in einem Schritt auf zwölf Euro anzuheben.

Nicht übersehen werden sollten auch die Maßnahmen gegen den Klimawandel. Sie laufen insgesamt auf eine Besteuerung und damit Verteuerung von CO2-Emissionen hinaus. In die gleiche Richtung weisen die geplanten Umstellungen bei unserer Antriebsenergie und unserer Art elektrische Energie zu erzeugen.

Die Umstellung der Mobilität auf grüne Technologien bedeutet nicht nur einen erhöhten Energiebedarf, sondern auch einen stark steigende Nachfrage nach Rohstoffen. Gerade zentrale Schlüsselrohstoffe wie Kupfer oder Silber drohen in ein strukturelles Defizit überzugehen. Dieses wird zwangsläufig preistreibend wirken, unabhängig davon, ob die Klimaabgaben, wie es politisch vorgesehen ist, weiter erhöht werden oder nicht.