Die Bank of England erhöht überraschend ihren Leitzins

Nicht nur in der Wirtschaftspolitik gehen die Europäische Union und das Vereinigte Königreich durch den Brexit inzwischen eigene Wege. Auch in der Frage der Zinspolitik folgt die Bank of England lieber der Richtung, die durch die US-Notenbank vorgegeben wird, als jener, für welche die Europäische Zentralbank weiterhin steht.

Die Briten gehen dabei sogar noch einen Schritt weiter als die Amerikaner, denn während die Federal Reserve Bank in den USA bislang nur ihre Anleihenkäufe zurückfährt und damit die Geldpolitik strafft, preschte die Bank of England in dieser Woche bereits mit einer ersten Zinserhöhung vor.

Auslöser für den Schritt war die Inflationsrate im Land. Sie ist in Großbritannien zuletzt auf über fünf Prozent angestiegen. Am Donnerstag hat die Bank of England deshalb reagiert und als eine der ersten Notenbanken in Europa und als erste der großen Notenbanken ihre Zinsen erhöht.

Zinsschritt trifft den Markt unvorbereitet

Angehoben wurde der Leitzins von 0,15 auf 0,25 Prozent. Zuvor hatten nur kleinere europäische Länder wie Norwegen eine Erhöhung der Zinsen vorgenommen. Auch wenn die Bank of England keinen vollständigen Zinsschritt vollzogen hat, so setzt sie dadurch dennoch ein klares Zeichen und es ist zu erwarten, dass ihm weitere folgen werden.

Für die Anleger brechen nun unruhige Zeiten an. Dies nicht nur, weil der Zinsschritt überraschend kam, weil die Notenbanken zuvor die Märkte frühzeitig über ihre Motive und die zu erwartenden Bewegungen informiert hatten. Auch die Einigkeit innerhalb der Notenbanken, die für das vergangene Jahrzehnt so charakteristisch war, geht verloren.

Dies gilt insbesondere für die Gruppe der großen Notenbanken. Während die Federal Reservebank in den USA eine Straffung der Geldpolitik einleitet und drei Zinsschritte für das kommende Jahr bereits angedeutet hat, weigert sich die Europäische Zentralbank, diesem Beispiel zu folgen. In der Eurozone wird weiter fröhlich Geld gedruckt und Augenwischerei betrieben, indem man das PEPP-Programm zwar offiziell auslaufen lässt, gleichzeitig aber die Anleihenkäufe, die über andere Programme abgewickelt werden, kräftig erhöht.