Der erwartete Nachfrageboom könnte ausbleiben und die Inflation dennoch stiegen

Die Auftragslage der deutschen Industrie ist gut und auch auf den Konten der Bürger liegt noch eine Menge Geld. Viele Volkswirtschaftler und Kommentatoren rechnen deshalb damit, dass die Wirtschaft auch weiterhin brummen wird, weil sich der Stau aus privater Nachfrage und zurückgehaltenen Investitionen auf Seiten der Unternehmen noch nicht ganz aufgelöst hat.

Nicht zu bestreiten, ist die hinter dieser Argumentation stehende Logik. Sie setzt aber wie viele volkswirtschaftliche Modelle voraus, dass sich die anderen Parameter innerhalb der volkswirtschaftlichen Gleichung nicht verändern. Ob dem wirklich so ist bzw. so sein wird, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt.

Auch die Furcht vor weiterer Inflation kann die Preise treiben

Ein aufgebauter Sparüberschuss der Bevölkerung baut sich in der Regel eher langsam ab. Man könnte daher meinen, dass die private Nachfrage auch im Jahr 2023 recht hoch sein wird. Diese Annahme setzt allerdings voraus, dass sich die Konsumenten an der steigenden Inflation nicht stören werden und diese vor allem nicht zum Anlass nehmen geplante Käufe vorzuziehen.

Wenn sich die hohen Inflationsraten des letzten halben Jahres im ersten Halbjahr 2022 schnell wieder zurückbilden, könnte dem so sein. Das Corona-Virus könnte den Volkswirten allerdings wieder einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen, denn aktuell zeichnet sich eine Entwicklung ab, welche die Inflation zusätzlich treiben könnte.

Zwar ist die Omikron-Variante des Virus allem Anschein nach nicht so gefährlich und tödlich wie die bisherigen Varianten, doch es stecken sich wesentlich mehr Menschen mit ihr an. Das bedeutet zwangsläufig eine höhere Zahl von Krankheitstagen bzw. Tagen in Quarantäne, in denen nicht gearbeitet werden kann.

Ein selbstgemachtes Lieferkettenproblem als kräftiger Preistreiber und Grund für die Inflation?

Auf die Geschäftswelt könnte damit ein neues Lieferkettenproblem zukommen. Im vergangenen Jahr konnten viele Güter nicht produziert werden, weil einzelne Teile fehlten. Nun sind die Teile zwar an vielen Stellen schon wieder vorhanden und werden auch zusammengeschraubt, doch es fehlen die Fahrer, die das fertige Produkt anschließend zum Kunden bringen, bzw. in den Supermärkten ist nicht genügend Personal vor Ort, um die Regale zu befüllen.

Der ungesunde Mix aus teilweise noch anhaltenden Lieferkettenproblemen und neuen Lockdowns mit anschließendem Arbeitskräftemangel könnte das Angebot in den nächsten Wochen weiter einschränken und die daraus entstehende Knappheit die Preise selbst bei gleichbleibend hoher Nachfrage kräftig weiter treiben.

Dies könnte durchaus dazu führen, dass der Nachfrageboom bei weitem nicht so anhaltend ist, wie es derzeit gehofft wird, weil einerseits die anhaltend hohe Inflation die Ersparnisse schneller entwertet als es den Volkswirtschaftlern lieb sein kann und andererseits viele Käufe vorgezogen werden, was einerseits die Inflation weiter treibt und andererseits den erhofften Nachfrageboom schneller beendet.