China und Litauen: Deutsche Unternehmen geraten zwischen die Fronten

businessman-3446136_1920

Das kleine Litauen hat es gewagt, prinzipientreu zu agieren und gute Beziehungen zu Taiwan zu pflegen, seit diesem Jahr auch diplomatische. Damit unterläuft das Land nach Lesart der Regierung in Beijing, die Ein-China-Politik der Volksrepublik. Zunächst reagierte das Reich der Mitte nur mit Warnungen und diplomatischen Protesten.

Inzwischen ist eine neue Eskalationsstufe erreicht, denn seit Anfang Dezember lässt der chinesische Zoll keine Waren aus Litauen mehr ins Land. Staatsnahe chinesische Medien streiten zwar ab, dass dem so sei, doch inzwischen bestätigt auch die Europäische Kommission die Darstellung der Regierung in Vilnius. Sie vertritt die Mitgliedstaaten der Europäischen Union in Handelsfragen und ist nun ganz besonders gefordert.

Mit Sorge wird innerhalb der EU-Kommission derzeit registriert, dass zunehmend auch andere Länder von dem Handelsstreit betroffen werden. Hintergrund dieser Sorge ist, dass vom chinesischen Zoll auch Waren aus anderen Europäischen Staaten nicht mehr abgefertigt werden, sollten sie Teile enthalten, die in Litauen gefertigt wurden.

Der Streit weitet sich aus

Betroffen sind auch die beiden deutschen Automobilzulieferer Continental und Hella. Beide Unternehmen unterhalten Produktionsstätten in Litauen und haben diese in der Vergangenheit nach China exportiert, damit die Vorprodukte dort in der lokalen Autoproduktion eingesetzt werden können.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete bereits, dass Continental von chinesischer Seite aufgefordert worden sei, keine in Litauen hergestellten Vorprodukte mehr zu verwenden, denn Lieferungen aus der Continental Fabrik im litauischen Kaunas würden nicht mehr ins Land gelassen. Offiziell schweigt Continental zu den Vorgängen, doch der Druck auch auf andere Unternehmen wird zunehmend größer.

Noch bemüht sich die EU-Kommission, die strittige Frage gesprächsweise einer Klärung zuzuführen. Gleichzeitig werden aber auch schon Daten und Beweise für eine mögliche Klage vor der Welthandelsorganisation vorbereitet. Ob deren Urteil allerdings anschließend von China anerkannt wird, bleibt abzuwarten.