Auch die spanische Regierung bekommt die galoppierende Inflation nicht in den Griff

Im Juni sind die Deutschen noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen, denn der befürchtete Sprung der Inflationsrate über die Marke von 8,0 Prozent blieb aus. Den Spaniern war diese kurze Atempause nicht vergönnt. Für sie verteuerte sich das alltägliche Leben noch einmal drastisch.

Schon im Mai war die spanische Inflationsrate auf 8,7 Prozent angestiegen und lag damit um rund einen Prozentpunkt höher als in Deutschland. Im Juni setzte sich diese Entwicklung fort, denn nach Berechnungen des nationalen Statistikamts stieg die spanische Inflationsrate auf 10,2 Prozent an.

Sie überwand damit nicht nur zwei weitere Schallmauern, sondern erreicht auch den höchsten Stand seit dem April 1985. Die Kerninflationsrate, welche die stark schwankenden Energie- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, lag in Spanien im Juni bei 5,5 Prozent und damit deutlich über dem Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank.

Die Maßnahmen der Regierung greifen noch nicht

Die spanische Regierung hatte mit einem weiteren Anstieg der Teuerung gerechnet. Das erklärte Regierungschef Pedro Sanchez dem Sender Cadena SER. Der entscheidende Grund für den neuerlichen Anstieg seien die gekürzten Gaslieferungen aus Russland gewesen.

Wie die deutsche Bundesregierung so bemüht sich auch die spanische Regierung aktuell darum, die Folgen der Inflation abzumildern. Bislang wirkten die Maßnahmen allerdings noch nicht in der gewünschten Weise. Schon im Jahr 2021 war die spanische Mehrwertsteuer auf Strom von 21 Prozent auf nur noch zehn Prozent abgesenkt worden. Nun wurde eine weitere Senkung der Mehrwertsteuer von zehn auf fünf Prozent beschlossen.

Einen Tankrabatt von 20 Cent pro Liter hatte die Regierung bereits im März im Rahmen eines Entlastungspakets in Höhe von sechs Milliarden Euro für Unternehmen und Haushalte beschlossen. Diese Maßnahme war ursprünglich bis Ende Juni beschränkt und soll nun um weitere sechs Monate verlängert werden. Arbeitslose und Selbstständige sollen zudem einen Zuschuss von 200 Euro erhalten.