Anhaltende Inflation durch hohe Tarifabschlüsse?

Bei ihrer Annahme, die Inflation im Euroraum sei nur ein vorübergehendes Phänomen, geht die Europäische Zentralbank stillschweigend davon aus, dass es im neuen Jahr nicht zu einer Lohn-Preis-Spirale kommen wird. Dies würde bedeuten, dass sich die Gewerkschafter in 2022 bei ihren Lohnabschlüssen weiter zurückhalten und keinen vollen Inflationsausgleich fordern werden.

Zweifel an dieser recht optimistischen Einschätzung sind nicht nur angebracht, sie erfahren in diesen Tagen auch durch die Gewerkschaft Verdi neue Nahrung. Denn die Gewerkschaft hat kurz vor Weihnachten beschlossen, dass sie in die anstehenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten bei der Postbank mit der Forderung nach einer Lohnerhöhung um sechs Prozent gehen wird.

Als nicht monetäre Forderung will Verdi zudem durchsetzen, dass die Beschäftigten der Postbank in Zukunft auch mehr mobil arbeiten dürfen. Verhandlungspartner der Gewerkschafter wird auf Arbeitgeberseite auch weiterhin die Deutsche Bank sein. Sie hatte sich im Frühjahr 2017 in einem zähen Prozess dazu entschieden, die Postbank nicht zu verkaufen, sondern diese in ihr Privat- und Firmenkundengeschäft zu integrieren.

Die Löhne und Gehälter sollen mindestens um 180 Euro steigen

In die neue Verhandlungsrunde, deren erster Termin für den 10. Januar angesetzt ist, will die Gewerkschaft mit der Forderung gehen, dass die Bezüge der Angestellten um mindestens 180 Euro angehoben werden.

Gleichzeitig strebt Verdi für alle Beschäftigten eine Corona-Prämie in Höhe von 700 Euro an. Für die Mitarbeiter in den Filialen, die bedingt durch die politischen Einschränkungen im Zuge der Pandemie Einbußen bei den Provisionseinnahmen hinzunehmen hatten, soll diese Ausgleichszahlung auf 1.500 Euro aufgestockt werden.

In Anlehnung an die bereits laufenden Tarifverhandlungen mit den privaten Banken, will Verdi zudem vereinbaren, dass auch die Beschäftigen der Postbank bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil im Homeoffice ableisten können. An den dabei entstehenden Kosten soll sich die Postbank nach Gewerkschaftsvorstellungen mit monatlich 100 Euro beteiligen. Zusätzlich wird eine einmalige Pauschale für die angefallenen Kosten für das Arbeiten im Homeoffice in Höhe von 1.500 Euro gefordert.