Gefahr für den Wirtschaftsstandort Deutschland: Die Produktivität sinkt

Im verarbeitenden Gewerbe ist die Produktivität eines Erwerbstätigen seit der Wiedervereinigung stark gestiegen. Setzt man die Wert aus dem Jahr 1991 mit 100 als den Referenzpunkt an, stieg die Produktivität bis 2008 dynamisch an. Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise gab es 2009 eine stärkeren Einbruch.

Er wurde anschließend schnell wieder aufgeholt, sodass die Produktivität bis zum Jahr 2017 auf einen Wert von leicht über 180 anstieg. Seit drei Jahren und damit deutlich vor dem Beginn der Corona-Pandemie ist die Produktivität in Deutschland jedoch wieder rückläufig.

Im letzten Jahr hat sich der Abwärtstrend beschleunigt, sodass die Produktivität heute im Vergleich zu 1991 nur noch bei 160 liegt. Ein Grund für die Misere sind die in Deutschland sehr hohen Lohnstückkosten. Sie liegen nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), aus der die Welt vorab zitierte, um 22 Prozent über dem Durchschnittsniveau anderer wichtiger Industrieländer.

Die Kosten sind nicht immer das Zünglein an der Waage

Bislang konnte Deutschland den Kostennachteil durch eine höhere Produktivität ausgleichen. Das gelingt inzwischen nicht mehr. Bei den Lohnstückkosten liegt nur noch Großbritannien über den deutschen Werten. Andere führende Länder wie Italien, Frankreich, Kanada oder Belgien liegen zum Teil deutlich unter den deutschen aber über dem Durchschnittswert aller Länder.

Unterhalb des Durchschnitts und auch erheblich unterhalb der Lohnstückkosten in Deutschland liegen Länder wie Japan, Spanien, die Niederlande, Schweden, Dänemark und die USA. Dass nur Großbritannien zu noch höheren Lohnstückkosten produziert als die Bundesrepublik, ist bedenklich, zumal die britische Wirtschaftsleistung nicht annähernd so stark auf dem verarbeitete Gewerbe aufbaut wie dies in Deutschland der Fall ist.

Entgegen kommt Deutschland jedoch, dass die Kosten nicht der alleinige Faktor für eine Standortentscheidung sind. Hinzu kommen Gefahren, die von politischen Instabilitäten, Klimarisiken und unterbrochenen Lieferketten ausgehen. Hier hat Deutschland durch seine zentrale Lage im Herzen Europas jedoch auch nicht zu leugnende Vorteile.