So verändert die Inflation das geldpolitische Umfeld

Unangenehme Wahrheiten werden oftmals für eine gewisse Zeit verleugnet und ignoriert. Doch irgendwann setzt sich die Erkenntnis durch, dass sich die Zeiten geändert haben. So war es im vergangenen Jahr mit der Inflation. Erst verharmlost erkennen nun auch die Notenbanken, welches gewaltige Monster sie in den vergangenen Jahren mit ihrer ultralockeren Geldpolitik geschaffen haben.

In den USA ist die Konsumentenpreisinflation im Januar auf 7,5 Prozent angestiegen und hat damit den höchsten Stand seit 40 Jahren erreicht. Etwas entspannter stellt sich die Situation derzeit in der Eurozone dar. Hier ist die Teuerung im Januar „nur“ auf 5,1 Prozent gestiegen. Doch auch dieser Wert liegt weit über den Zielvorgaben der Europäischen Zentralbank.

Soweit die Inflation auf Produktionsausfälle und Engpässe in den Lieferketten zurückgeht, ist sie in der Tat vorübergehend. Doch ein genauerer Blick in die USA zeigt, dass die Teuerung auch andere Gründe hat. Die Löhne steigen und es wird immer stärker deutlich, dass die gestiegenen Immobilienpreise auf die Mieten durchschlagen und damit beginnen, sich langsam aber sicher in den höheren Inflationsraten zu manifestieren.

In Amerika ist die Inflation bereits ein politisches Thema geworden

Dass Europa diese Entwicklung nachholen wird, ist zu erwarten, denn auch in der alten Welt sind Häuser und Wohnungen alles andere als preiswert. Schon im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bundesbank gewarnt, dass der deutsche Immobilienmarkt in vielen Städten zu weit vorgeprescht und damit zu teuer sei.

In den USA hat die Inflation die Corona-Pandemie längst aus den Schlagzeilen verdrängt und ist in den Medien zu einem politischen Thema geworden. Die Debatte innerhalb der amerikanischen Gesellschaft nimmt an Fahrt auf und US-Präsident Joe Biden kämpft mit sinkenden Zustimmungsraten.

Damit ist eine der wichtigsten Veränderungen zu den letzten 30 Jahren angesprochen. Als politisches Thema kann auch die Federal Reserve Bank die Inflation nicht mehr ignorieren oder kleinreden. Sie muss etwas tun. Doch nicht nur das. Sie muss sich auch die Frage stellen, welches Übel das kleinere ist: eine anhaltend hohe Inflation, welche die gesamte Bevölkerung auf die Palme bringt oder harte Zinsschritte, die den hochgejubelten US-Börsen den Todesstoß versetzen können.

Es spricht viel dafür, dass die Wall Street an dieser Stelle den Kürzeren ziehen wird. Die Rentenmärkte beginnen sich bereits, in dieser Weise zu positionieren, während die Anleger an den Aktienmärkten noch nicht aufgewacht sind und immer noch daran glauben, dass sie die FED im Fall der Fälle wie 2008 und im März 2020 mit viel Geld aus dem Nichts erneut retten wird.