Nicht nur Russland profitiert von den hohen Energiepreisen

Viele Deutsche fürchten sich derzeit vor einem Winter ohne Gas. Das bedeutet, dass für diejenigen, die mit Gas ihre Wohnung heizen, diese unter Umständen gerade in der kältesten Zeit des Jahres nicht beheizt werden kann. Aber auch die, die mit Öl oder anderen Brennstoffen heizen, haben Grund sich zu fürchten.

Denn Deutschland erzeugt derzeit einen großen Teil seines Stroms in Gaskraftwerken und auch diese könnten heruntergefahren werden müssen, sollte in den kommenden Monaten nicht genügend Gas zur Verfügung stehen. Das könnte die befürchteten Blackouts nach sich ziehen.

Grund zur allgemeinen Sorge ist damit reichlich vorhanden und doch ist anzunehmen, dass die meisten von uns die wahre Tragweite der Problematik noch gar nicht erfasst haben, denn diese liegt zunächst nicht im Bereich der Privatkunden, sondern bei der Industrie. Erst in einem zweiten Schritt wird auch die Allgemeinheit von den Problemen der deutschen Unternehmen, egal, ob klein oder groß, massiv betroffen sein.

Der Blick aller sollte sich schleunigst auf die bedrohten Unternehmen richten

Zahlreiche Bäckereien stehen jetzt schon vor der Frage, ob sie ihren Geschäftsbetrieb überhaupt noch fortführen können, denn ihre Gasrechnungen sind in den vergangenen Monaten in astronomische Höhen gestiegen. Doch nicht nur hier steht eine ganze Branche vor dem Abgrund. In anderen energieintensiven Industrien ist die Lage ähnlich.

An dieser Stelle drohen nicht allein die bereits bekannten Auswirkungen auf die Preise, welche die Inflation treiben bzw. diese länger auf einem höheren Niveau halten werden. Viel gravierender sind die zu erwartenden Betriebsschließungen. Selbst wenn die energieintensive Unternehmen, wie Wirtschaftsminister Robert Habeck vorschlägt, die Produktion nur vorübergehend einstellen sollten, drohen Arbeitslosigkeit oder zumindest Kurzarbeit.

Das Geld, dass die betroffenen Beschäftigten anschließend von der Bundesagentur für Arbeit erhalten werden, wird allerdings deutlich geringer sein als ihr aktueller Lohn. Hier wird sich eine neue Einkommenslücke öffnen, die gerade bei den finanziell schwächer gestellten Haushalten, die vielfach jetzt schon um ihr Überleben kämpfen, kaum noch zu schließen sein wird – weder mit neuen Zweit- oder Drittjobs, noch durch weitere Einsparungen.

Die an dieser Stelle aufschimmernde Gefahr ist weitaus kritischer zu bewerten als „nur“ eine Wohnung, die für einige Tage oder Wochen nicht beheizt werden kann, denn es ist zu befürchten, dass Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit und der durch diese verursachte Mangel weit über den Winter hinaus anhalten werden.