Kampf um den überschüssigen Weizen: Der Welt droht ein heißer Sommer

Dass die Welt derzeit vor der Herausforderung steht, mit zahlreichen schwierigen Krisen fertig werden zu müssen, ist offensichtlich. Auch die Hoffnung, dass sie schnell wieder bewältigt und die Krisen damit abgehakt werden können, hat sich an vielen Stellen bereits zerschlagen. Mehr noch: Gerade mit Blick auf den Krieg in der Ukraine könnten die Dinge sich zunächst noch erheblich verschärfen, bevor sie schließlich wieder besser werden. Das gilt besonders für die mit dem Krieg verbundene Hungerproblematik.

Im Vergleich zu den weltweiten Erntemengen sind die Agrarexporte vergleichsweise gering. Das verwundert nicht, denn die meisten Lebensmittel werden auch in dem Land, in dem sie erzeugt wurden, am Ende konsumiert. Nur die Überschüsse werden exportiert und damit sind die zur Verfügung stehenden Mengen sofort stark begrenzt.

Das Beispiel Indien hat in diesem Jahr gezeigt, wozu dies führen kann. In einer ersten Reaktion auf den Krieg in der Ukraine hatte die indische Regierung noch angedeutet, ihre Weizenausfuhren zu erhöhen, denn wie die Ukraine und Russland ist auch Indien einer der größten Weizenexporteure. Dann jedoch wurde deutlich, dass die indische Weizenernte in diesem Jahr sehr schwach ausfallen wird.

Zum Krieg in der Ukraine kommt das schlechte Wetter

Damit war der indischen Regierung sofort klar, dass der indische Weizen im Inland benötigt wird und für den Export nicht zur Verfügung steht. Die Folge war ein Exportverbot für indischen Weizen. Andere Länder werden ähnlich agieren und so wird die Welt in der Weizenfrage in diesem Jahr gleich von zwei Seiten aus in die Zange genommen.

In der Ukraine tobt der Krieg. Dort wächst der vor dem Winter ausgesäte Weizen zwar heran. Er kann aber teilweise nicht geerntet werden und das, was geerntet wird und als Überschuss verbleibt, kann nicht exportiert werden, weil die russische Seeblockade die Häfen sperrt.

Den zweiten Greifer der Zange stellt die schlechte Weizenernte dar, die für das Jahr 2022 zu erwarten ist. Starke Regenfälle in China und nun auch die Probleme bei der indischen Ernte machen deutlich, dass es in diesem Jahr besonders wenig zu verteilen gibt. Der breiten Bevölkerung ist das noch gar nicht bewusst. Sie wird diese Problematik erst erkennen, wenn im Juli und August die diesjährige Ernte eingefahren wird und deutlich hinter den Ergebnissen der Vorjahre zurückbleiben wird.