Ist der Strom die Lösung oder das Problem bei der Energiewende?

In Deutschland wird schon seit den späten 1970er Jahren vom Energiesparen geredet und gerade in Ländern bei uns ist Energie – in welcher Form auch immer – seitdem sehr teuer geworden. Die Bundesbürger haben in der Tat den Ruf gehört und gespart. Der Stromverbrauch der einzelnen Anwendungen und Maschinen ist tatsächlich zurückgegangen.

Gleiches kann man für den Stromverbrauch als Ganzes jedoch nicht behaupten. Er ist heute deutlich höher als beispielsweise 1980, obwohl die einzelne Waschmaschine heute weniger Strom verbraucht als damals. Dafür sind neue Anwendungen, die vor 40 Jahren noch keiner auf dem Schirm hatte, hinzugekommen beispielsweise Handys, Flachbildschirme oder das Internet.

Sie alle haben dazu beigetragen, dass der Gesamtstromverbrauch in Deutschland und auch in anderen Teilen der Welt nicht zurückgegangen ist, sondern noch weiter angestiegen ist. Allein schon um dieser Entwicklung weiter gerecht zu werden, ist eine höhere Stromerzeugung unumgänglich.

Ein selbst geschaffenes Problem fordert seine Opfer

Als Folge dieser Notwendigkeit, immer mehr Strom erzeugen zu müssen, haben sich viele Länder, vor allem die Schwellen- und Entwicklungsländer schon vor zwanzig Jahren, als der Klimawandel noch kein Thema war, die Frage gestellt, wie sie es mit dem Uran bei der Stromversorgung halten wollen.

Ein Blick auf die derzeit geplanten und in Bau befindlichen Kernkraftwerke zeigt unmissverständlich, wie diese Frage damals beantwortet wurde. Vor allem China und Indien setzen massiv auf Atomkraftwerke und bringen diese so schnell wie möglich ans Netz. Damit steigt unweigerlich die Nachfrage nach Uran, denn ein Kohlekraftwerk kann nach einem Umbau auch mit Öl oder Gas betrieben werden. Doch im Fall des Urans gibt es kein Substitut.

Schon auf diese Nachfrage, die durch die Neubauaktivitäten der letzten zwanzig Jahre nun langsam sichtbar wird, ist die Industrie derzeit nicht vorbereitet. Sie wurde in den Jahren nach 2011 durch den massiv gefallenen Uranpreis an den Rand des Abgrunds gedrängt und kämpfte um ihr nacktes Überleben. Dass in diesen Momenten kein Geld mehr für die Exploration zur Verfügung steht, ist jedem klar, der sich ein wenig mehr mit der Rohstoffbranche auseinandersetzt.

Eine schnelle Abhilfe ist nicht in Sicht

Doch nun ist der Bedarf plötzlich da. Der Uranpreis hat sich seit 2018 von unter 20 auf über 100 US-Dollar je Pfund verfünffacht, doch mehr Uran im Angebot haben die Produzenten damit immer noch nicht. Sie heilen gerade die Wunden, die im letzten Jahrzehnt geschlagen wurden.

Die Situation ist damit schon ohne die Energiewende ausgesprochen kritisch, denn die 2010er Jahr waren für das Uran ein verlorenes Jahrzehnt, das nicht so schnell wieder aufgeholt werden kann. In diese Mangelsituation hinein kommt nun durch die Energiewende die Forderung nach weniger fossilem Brennstoff und mehr Strom. Man braucht an dieser Stelle kein großer Prophet zu sein, um die Prognose zu wagen, dass der Uranpreis sein Hoch noch lange nicht gesehen hat.