Forscht man nach den Gründen, warum der Goldpreis in den letzten fünf Jahren so stark angestiegen ist, landet man früher oder später bei den Entscheidungen der Politik, denn die Goldkäufe der Notenbanken haben insbesondere ab März 2022 nochmals deutlich zugenommen. Vorausgegangen waren der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 und zwei Tage später die ersten westlichen Sanktionen gegen Russland.
Zu den ersten Maßnahmen, die von den westlichen Staats- und Regierungschefs gegen Russland ergriffen wurden, gehörten der Ausschluss russischer Banken aus dem Swift-System und das Einfrieren der russischen Devisenreserven. Sie werden von der russischen Nationalbank über Euroclear und Clearstream als europäische Verwahranstalten gehalten.
Was über lange Jahre aus Sicht der Abwicklung dieser Anlagen äußerst praktisch war, erwies sich aus russischer Sicht quasi über Nacht als eine massive, gegen das Land gerichtete Waffe. Sie war mit dem Entschluss zum „Einfrieren“ dieser Anlagen „nur“ eine auf den rechtmäßigen Eigentümer der Anleihen gerichtete Waffe. Nun droht sie jedoch, tatsächlich abgefeuert zu werden.
Jede Notenbank, die ihre westliche Devisenreserven nicht in Gold oder Silber tauscht, handelt fahrlässig
Denn die europäischen Staats- und Regierungschefs scheinen ernsthaft gewillt zu sein, der Blockade der russischen Vermögenswerte nun die direkte Enteignung folgen zu lassen. Werden die Pläne am Ende so umgesetzt, wie sie augenblicklich diskutiert werden, ist man in Brüssel ernsthaft gewillt, sich an fremden Eigentum zu vergreifen, um es der Ukraine zu geben. Zur Rechtfertigung dieses Schritts werden zwar noble Gründe ins Feld geführt. Dennoch sind diese Gründe nicht geeignet, zu verschleiern, dass es sich hier um nichts anderes als eine juristisch nicht gedeckte kalte Enteignung handelt.
China und vielen anderen Ländern waren die weitreichenden Auswirkungen der Sanktionen von Anfang an klar. Sie reagierten deshalb in einer Weise, die sehr naheliegend war: Westliche Staatsanleihen wurden verkauft und die Verkaufserlöse in Gold getauscht. Anschließend wurde dieses Gold unverzüglich ins sichere Inland gebracht. Dieser Schritt wurde im Anschluss an das westliche Sanktionsregime umgehend vollzogen. Damals waren die russischen Vermögenswerte „nur“ eingefroren und blockiert.
Jetzt erwägt Europa ernsthaft den Diebstahl und die anschließende Umwidmung dieser Vermögenswerte zugunsten einer befreundeten Nation. Das Alarmsignal könnte kaum schriller und lauter sein. Zu erwarten ist deshalb, dass sich die Goldkäufe durch die Notenbanken des globalen Südens nochmals deutlich intensivieren werden. Wundern Sie sich daher nicht, wenn der Goldpreis auch im kommenden Jahr weiter schnell und massiv ansteigt, denn Zeit ist ein Gut, das die Peoples Bank of China und andere Zentralbanken aus der Gruppe der G20-Staaten nun nicht mehr haben.
Wenn die Frage nur noch lautet, entweder Gold zu haben oder im Fall eines westlichen Sanktionsregimes gegen das eigene Land im Zweifel gar nichts mehr zu haben, verliert der Preis zudem weiteres Gold gekauft wird, massiv an Bedeutung und jede Unze, die dabei hilft, eigene Vermögenswerte vor dem Zugriff des Westens zu schützen, wird plötzlich zu einer sehr guten und äußerst hilfreichen Unze.