Es wird an die Substanz gehen

Verschiedene Meldungen aus den letzten Wochen ergeben in der Zusammenschau ein immer deutlicheres Bild. Im ersten Moment werden sich gewiss viele fragen, was der Umsatz der Otto-Gruppe mit den hohen Anstiegen der Erzeugerpreise zu tun haben. Doch bei näherer Betrachtung wird denen, die ihre Augen öffnen und nicht vor der unangenehmen Wahrheit verschließen wollen, schnell deutlich, in welche Richtung die Reise gehen wird.

Die Otto-Gruppe, vielen noch besser bekannt unter dem alten Namen Otto-Versand, ist eines der größten Unternehmen im deutschen Onlinehandel. Bis zum vergangenen Jahr war dieser eine der Boombranchen schlechthin. Die Lust zum Schoppen im Internet wuchs von Jahr zu Jahr und während der Coronazeit wurden durch die Lockdowns auch die treuesten Kunden des stationären Einzelhandels zum Einkauf im Internet genötigt.

Doch die Jahre des schier grenzenlosen Erfolgs scheinen Geschichte zu sein, denn erstmals seit Jahren muss die Otto-Gruppe aktuell sinkende Umsätze melden. Das ist gerade in einer Zeit mit stark steigender Inflation wie der heutigen ein echter Hammer, denn nicht nur der Gewinn ist rückläufig, sondern schon die Höhe der Käufe im Internet an sich geht bei der Otto-Gruppe zurück.

Vorboten für einen massiven Wohlstandsverlust

Das Unternehmen selbst gab bei der Vorstellung der Geschäftszahlen an, dass der deutsche Verbraucher inzwischen seinen Euro lieber zweimal umdreht, bevor er ihn leichtfertig ausgibt. Diese Erklärung macht deutlich, wie massiv der Kaufkraftverlust die Verbraucher jetzt schon einschränkt.

Dabei ist das Tal der Tränen vermutlich noch nicht durchschritten, denn der Blick auf die Großhandels- und Erzeugerpreise lässt weitere Preisschübe erwarten. Zahlen die Firmen für ihre Rohstoffe und Vorprodukte bis zu 45 Prozent höhere Preise als noch im Vorjahr, wie dies die aktuellen Zahlen erkennen lassen, kommen die meisten Unternehmen nicht mehr umhin, ihre Preise für den Endverbraucher ebenfalls massiv ansteigen zu lassen.

An dieser Stelle verbinden sich die beiden Entwicklungen. Denn trifft diese neuerliche Preiswelle auf Verbraucher, die ohnehin schon am Limit sind und nicht mehr wissen, wie sie ihre Ausgaben noch bezahlen sollen, tritt nicht nur eine massive Verarmung der Bevölkerung ein, sondern diese erfasst auch immer breitere Schichten.