Ein System zerstört sich selbst

Jahrelang wurde uns eingetrichtert, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben. Diese Vorstellung beinhaltet verschiedene Grundannahmen. Die erste und eine der wichtigsten Annahmen ist, dass sich die Menschen von sich aus und aus eigenem Antrieb in dieses System einbringen müssen. Nur unter dieser Voraussetzung sind sie bereit, mehr zu leisten, an ihre Grenzen zu gehen und letztlich Großes zu schaffen. Fehlt diese Voraussetzung, werden die Hände schnell sinken, die Motivation erlahmen und nur noch wenige Menschen werden überhaupt etwas leisten wollen.

Diese Erkenntnis bringt uns fast zwangsläufig zur zweiten Grundbedingung. Sie lautet, dass wenn eine Leistung erbracht werden soll, diese sich auch lohnen muss. Das gilt selbst für ehrenamtliche Tätigkeiten. Auch sie werden nach und nach nicht mehr erbracht werden, wenn es an der Belohnung, in diesem Fall dem Dank und der gesellschaftlichen Anerkennung mangelt.

Eine dritte Forderung, die zwangsläufig an das System Leistungsgesellschaft gestellt wird, ist die, dass uns die verdiente Gegenleistung für unsere Anstrengung am Ende auch bleiben wird. Sie darf uns nicht wieder genommen werden, sondern muss uns dauerhaft zur Verfügung stehen, damit die heute Aktiven auch weiterhin aktiv bleiben. Ist diese zentrale Bedingung nicht oder nicht mehr gegeben, darf ebenfalls erwartet werden, dass die allgemeine Motivation, etwas zu leisten, sehr schnell einen irreparablen Schaden nimmt.

Das Fundament ist bereits zerstört. Nun wartet der Turm nur noch auf seinen Zusammenbruch

Vom Komponisten Anton Bruckner stammt der Ausspruch, dass wer hohe Türme bauen will, lange beim Fundament verweilen muss. Dabei ist es egal, ob es um welche Art von Türmen es geht. Bruckners Forderung ist somit nicht nur eine Mahnung für Architekten und Bauherrn, sondern für unsere Gesellschaft als ganze.

Wir erleben heute allerdings, dass die Arbeiten an den Fundamenten sträflich vernachlässigt werden. Das untergräbt auch die Leistungsgesellschaft. Stark erodiert wurde in den vergangen Jahren der Wille zur Leistung. Wer etwas leistete wurde vielfach nicht etwa für seine Leistung gefeiert, sondern neidisch beäugt und manchmal sogar regelrecht verachtet. Ob man so die Bereitschaft zu neuen Leistungen fördert, sei einmal dahingestellt.

Hinzu kommt aktuell, dass sich Leistung nicht mehr lohnt und es nicht gewiss ist, dass der Lohn für die Leistung dem Leistungsträger dauerhaft erhalten bleibt. Wer weniger als 2.500 Euro verdient ist in Kürze mit dem neuen Bürgergeld besser daran, als wenn er arbeitet. Ab rund 5.000 Euro monatlichem Einkommen steigt ein Leistungsträger zum Spitzenverdiener auf und wird entsprechend direkt besteuert.

Eine fatale Entwicklung bricht sich ihre Bahn

Anschließend frisst die extrem hohe Inflation weiter an dem, was nach der Besteuerung vom Lohn für die eigene Leistung noch übrig geblieben ist. Wer diesem System entgehen will, indem er beispielsweise dauerhaftes Vermögen in Form von Ersparnissen und Immobilien entgehen will, dem drohen Vermögensabgaben und mittlerweile auch die zwangsweise Enteignung.

Und nun wundern wir uns, dass immer mehr Leistungsträger dem Land den Rücken zukehren und immer weniger Menschen noch bereit sind, sich in dieses System einzubringen und ihre Leistung zu bringen, egal wie groß oder klein sie am Ende sein mag?