Ein Handel ohne den US-Dollar ist möglich, sobald er politisch gewollt ist

Noch immer ist der US-Dollar die weltweit wichtigste Handelswährung. Zahlreiche Geschäfte werden auch dann in ihm abgewickelt, wenn die USA selbst weder der Käufer noch der Verkäufer der Waren sind. Besonders stark ausgeprägt ist die Dominanz der US-Währung im Rohstoffsektor, wo fast alle Preise in US-Dollar taxiert werden.

Diese Dominanz nutzt der Westen aktuell bei seinen Sanktionen gegenüber Russland aus. Die Überlegung dahinter ist ebenso klar wie einleuchtend: Können die russischen Ex- und Importeure keine US-Dollar mehr kaufen oder später in Rubel umtauschen, sind sie faktisch vom Welthandel ausgeschlossen.

Gerade weil die westlichen Sanktionen über diesen Mechanismus ihre Wirkung entfalten, müssen die von ihnen betroffenen Länder neue Wege finden, um dieser Gefahr zu begegnen. Es liegt dabei auf der Hand, dass die Suche nach Auswegen umso intensiver betrieben wird, je größer die Gefahr ist, selbst von westlichen Sanktionen betroffen zu werden.

An dieser Stelle sind nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Nordkorea oder der Iran und jetzt Russland zu nennen, sondern auch die führende globale Handelsmacht China. Auch sie hat ein Interesse daran, nicht vom Welthandel ausgeschlossen zu werden.

Die Dominanz des US-Dollars bröckelt

Auf dem Weg dahin ist die Volksrepublik schon recht weit fortgeschritten, denn mit einigen Staaten wurden bereits Handelsabkommen geschlossen, die es ermöglichen, die Fakturierung der Waren nicht mehr in US-Dollar, sondern in chinesischen Yuan bzw. in der jeweiligen Währung des Partnerlandes abzuwickeln.

Als aufmerksamer Beobachter der aktuellen Lage wird China sehr genau registrieren, mit welchen Problemen Russland infolge der westlichen Sanktionen gerade zu kämpfen hat. Um nicht selbst in eine vergleichbare Lage zu kommen, dürfte das Reich der Mitte seine Versuche, vom US-Dollar unabhängiger zu werden, zukünftig noch weiter intensivieren.

Doch nicht alle Länder werden die alte Dominanz des US-Dollars gegen eine neue Dominanz des chinesischen Yuan tauschen wollen. An dieser Stelle könnte das Gold ins Spiel kommen, denn es gehört nur dem, der es besitzt. Es ist die älteste Währung der Welt und gleichzeitig jene, die kein Staat der Welt alleine zu bestimmen und zu kontrollieren vermag.

Deshalb sollten wir uns nicht wundern, wenn in einigen Jahren nicht Russland oder die Ukraine als der Sieger des aktuellen Krieges gesehen werden, sondern das Gold.