Diese Diskussionen werfen ein bezeichnendes Licht auf unsere Gesellschaft

Gesundheitsminister Lauterbach Portrait

Äußerst interessante aber nicht unbedingt vorteilhafte und nützliche Diskussionen brechen sich derzeit in Deutschland ihre Bahn. Professor Bernd Raffelhüschen, einst Berater der ersten rot-grünen Koalition unter Bundeskanzler Gerhard Schröder, regte an, dass Krankenversicherte sich an ihren Gesundheitskosten mit jährlich bis zu 2.000 Euro selbst beteiligen sollen.

Andere Stimmen fordern, dass die Ungeimpften, für den Fall, dass sie an Corona erkranken, gefälligst selbst die Kosten für ihre Behandlungen übernehmen sollen. Dem aufmerksamen Zeitgenossen zeigen diese Anregungen schnell, aus welcher Richtung der Wind dreht und wie es immer noch um unsere Gesellschaft bestellt ist.

Dass die Ungeimpften weiterhin als ein Feindbild herhalten müssen, spricht für sich, lenkt aber im Grunde nur vom Thema ab, denn es ist ein immer wieder auftretendes Phänomen, dass zuerst bei den Gruppen abkassiert werden soll, die verhältnismäßig klein sind.

Wen trifft es als nächsten?

Man kann nun darüber streiten, ob die mehr als 20 Prozent Ungeimpfte eine kleine Gruppe sind oder nicht. Doch gemessen an anderen möglichen Gruppen, etwa den Rauchern, den Übergewichtigen, den Personen, die regelmäßig Alkohol konsumieren, ist ihre Zahl zumindest kleiner.

Lassen wir uns deshalb von der Nebelkerze Ungeimpft-Geimpft nicht verwirren. Im Kern geht es darum, Leistungen aus dem Gesundheitssystem herauszunehmen und diese dem Einzelnen aufzuerlegen. Bernd Raffelhüschens Vorschlag geht in die gleiche Richtung.

Dass gespart werden muss, steht außer Frage. Zwei Dinge sollten aber nicht aus den Augen verloren werden: Zunächst einmal sollte sichergestellt sein, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt am Ende nicht auf der Strecke bleibt. Dann sollte sichergestellt sein, dass die Bezieher geringer Einkommen nicht die großen Verlierer der Sparmaßnahmen sein werden.

Dies wird dann geschehen, wenn Kranke mit niedrigeren Einkommen ihren Beitrag zu bestimmten Leistungen des Gesundheitssystems leisten sollen, die nicht arbeitenden Hartz IV.-Empfänger diese Leistungen allerdings erhalten. Spricht sich das erst einmal herum, werden in Zukunft noch mehr niedrig vergütete Jobs dauerhaft unbesetzt bleiben.