Die Teuerung bleibt hoch

Mit dem Beginn des Septembers nimmt auch die Teuerung in Deutschland wieder Fahrt auf, denn Vergünstigungen wie der Tankrabatt oder das 9-Euro-Ticket, die in den letzten Monaten etwas Druck von den Portemonnaies der Deutschen genommen haben, sind gestern ausgelaufen.

Nun greifen wieder die alten Preise und das dürfte auch auf die Inflationsrate nicht ohne Auswirkungen bleiben. Schon vor zwei Tagen hatte das Statistische Bundesamt melden müssen, dass die Teuerung nach vorläufigen Berechnungen im August wieder auf 7,9 Prozent angestiegen ist.

Der leichte Rückgang auf 7,5 Prozent im Juli stellt damit noch nicht jenen Wendepunkt in der Entwicklung dar, den sich viele von ihm erhofft hatten. Ein Einzelfall innerhalb Europas ist Deutschland damit nicht, denn auch in der Eurozone ist die Inflationsrate im August wieder angestiegen und hat den neuen Rekordwert von 9,1 Prozent erreicht.

Die Europäische Zentralbank steht mächtig unter Druck

In der Zwischenzeit rächt es sich, dass die Notenbanken im der zweiten Hälfte des letzten Jahres die explodierende Inflation nicht ernst genommen haben und glaubten, „durch sie hindurchsehen“ zu können. Gerade die Europäische Zentralbank hinkt der Entwicklung massiv hinterher und muss nun um ihre Glaubwürdigkeit kämpfen.

Für die nächste Sitzung des EZB-Rates am kommenden Donnerstag ist deshalb nicht nur erneut mit einem großen Zinsschritt, also einer Erhöhung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte, sondern wie in den USA mit einem sehr großen Zinsschritt und einer Erhöhung um 0,75 Prozentpunkte zu zu rechnen.

Ob dies reichen wird, die hohe Inflation nachhaltig zu bekämpfen bleibt abzuwarten, denn das Zinsniveau ist auch nach einem solchen Schritt immer noch sehr weit von der aktuellen Inflationsrate entfernt. Wollen die Notenbanken die Teuerung wirklich einfangen, müssen sie die Zinsen über das Niveau der aktuellen Inflationsrate hinaus anheben.

Das würde einen Anstieg des Leitzinses auf über zehn Prozent bedeuten. Einen solchen würden aber viele Schuldner gerade in der Eurozone nicht überleben. Deshalb bleibt auch weiterhin fraglich, wie ernst es die EZB, wenn es hart auf hart kommt, wirklich mit ihrer Inflationsbekämpfung meinen wird.