Die deutsche Industrie distanziert sich zunehmend von Russland

Es war eine starke Verbindung, doch auch starke Bande können reißen, wenn man sie zu sehr belastet. Die Beziehungen der deutschen Wirtschaft zu Russland beweisen gerade die Richtigkeit dieser Aussage, denn eine Verbindung, die noch Anfang Februar als solide und tragfähig erschien, beginnt zunehmend auseinanderzubrechen.

Die Konsequenzen werden beide Seiten spüren, wenn auch in unterschiedlicher Weise. Den deutschen Unternehmen bricht „nur“ ein Teil ihres Umsatzes und der daraus erwirtschafteten Gewinne weg. Das ist gewiss schmerzlich, führt aber die meisten Unternehmen noch nicht an den Rand des Zusammenbruchs.

Für die ehemaligen Partner auf der russischen Seite stellt sich die Situation schon nach wenigen Tagen vollkommen anders dar. Erste russische Banken sind bereits ein Opfer des Einmarsches in die Ukraine geworden und müssen Konkurs anmelden, denn seit sie von den westlichen Kapitalmärkten abgeschnitten wurden, fehlt die Möglichkeit, sich zu refinanzieren.

Ein Ruck geht durch die deutsche Industrie

Auch andere russische Unternehmen, die nicht im Finanzbereich angesiedelt sind, werden die Wirkung der Veränderungen schnell spüren. Eine von ihnen dürfte Kamaz sein. Das Unternehmen stellt u.a. gepanzerte Fahrzeuge her und war bis zum russischen Einmarsch in die Ukraine sehr eng mit Daimler verbunden.

Doch nun ziehen die Stuttgarter dieser Verbindung den Stecker. Dies geschieht, auch ohne dass zuvor offizielle Sanktionen beschlossen wurden. Oliver Hermes, der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft brachte es auf den Punkt, als er sagte: „Es geht aktuell weniger um die Sanktionen und deren Folgen, sondern um die Frage, ob wir mit Russland in Zukunft noch im nennenswerten Umfang wirtschaftliche Beziehungen haben werden oder nicht.“

Mit einer solchen Reaktion dürfte Russlands Führung im Vorfeld der Invasion im Nachbarland kaum gerechnet haben und ein Ende der Entwicklung ist noch gar nicht erreicht, wohl aber in Sicht. Es könnte zu einem Zustand führen, den Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) so umschreibt: „Viele Verantwortliche haben mir mit Blick auf Russland sehr deutlich gesagt: Mit diesem Regime kann man keine Geschäfte mehr machen.“

Denken nicht nur die deutschen Manager und Unternehmer so, sondern setzt sich diese Haltung weltweit durch, dürften für Russland im Allgemeinen und Wladimir Putin im Besonderen sehr harte Zeiten angebrochen sein.