ZDF in der Kritik

Im Zweiten Deutschen Fernsehen wächst der Unmut über interne Strukturen, die nach Aussagen ehemaliger Mitarbeiter kritisches Arbeiten kaum noch zulassen. Zwei langjährige Journalisten haben sich entschieden, Missstände öffentlich zu machen und schildern eine Arbeitskultur, die von Druck, Loyalitätsforderungen und thematischer Einflussnahme geprägt sein soll.

Joe Sperling, über Jahre Teil des Investigativteams von „Frontal21“, berichtet von einer versuchten Schweigeverpflichtung und einer anschließenden Versetzung. Nachdem er Fragen zur Rolle eines Kollegen gestellt hatte, der nach eigenen Angaben auch für Geheimdienste tätig war, verlor er seinen Platz im Rechercheteam. Offiziell spricht das ZDF von einer „neu zugeordneten Tätigkeit“, doch Sperling wertet dies als Reaktion auf seine Kritik. Die Episode wirft ein Schlaglicht auf ein Klima, in dem interne Nachfragen offenbar als Störung gelten.

Auch Andreas Halbach, seit zwei Jahrzehnten beim Sender, beschreibt Eingriffe in seine journalistische Arbeit. Ein Beitrag über eine Familie, die trotz jahrelanger Wohnungssuche keine Sozialwohnung erhielt, wurde laut seiner Aussage mehrfach verändert. Wichtige Zitate seien gestrichen, entlastende Dokumente ignoriert worden. Seine Recherchen zum RBB-Skandal um Patricia Schlesinger wurden ebenfalls nicht ausgestrahlt – mutmaßlich, um inneröffentlich-rechtliche Konflikte zu vermeiden.

Halbach kritisiert das Fehlen eines verbindlichen Redaktionsstatuts beim ZDF, das in anderen Medienhäusern die journalistische Unabhängigkeit sichert. Statt klarer Regeln herrsche eine Kultur der Anpassung. Viele Kollegen, so berichtet er, fürchteten um ihre Verträge und hielten sich mit Kritik zurück.

Der Vertrauensverlust in die öffentlich-rechtlichen Medien wächst spürbar. Laut Umfragen empfindet mehr als die Hälfte der Befragten die Berichterstattung als einseitig. Diese Wahrnehmung scheint ihre Wurzeln nicht nur in der politischen Polarisierung, sondern auch in strukturellen Defiziten innerhalb der Sender zu haben.