Eine aktuelle Untersuchung internationaler Wissenschaftler im Fachjournal Nature rückt die Schattenseiten der Windenergie in den Mittelpunkt. Die Analyse zeigt, dass Windkraftanlagen erhebliche Auswirkungen auf Tiere und Ökosysteme haben. Vor allem Fledermäuse, Greifvögel und Insekten gehören zu den Verlierern der Energiewende.
Laut den Forschern sterben in Regionen mit hoher Windkraftdichte jedes Jahr rund eine Million Fledermäuse durch den Kontakt mit Rotorblättern. In Deutschland seien es etwa 200.000 Tiere jährlich. In den USA gehe die Zahl der Todesfälle bei Fledermäusen in die Hunderttausende. Diese Verluste hätten messbare Folgen für lokale Populationen, die vielerorts bereits stark zurückgehen.
Umweltlasten durch Windkraft!
Auch Greifvögel geraten zunehmend in Gefahr. In europäischen Windparks wurden laut Studie bereits Mönchs- und Gänsegeier getötet, in Kalifornien überlebe der Bestand an Steinadlern nur noch durch Zuwanderung aus anderen Regionen. Die Forscher warnen, dass manche Arten durch die massive Ausweitung der Windenergie lokal ausgelöscht werden könnten.
Die Untersuchung beschreibt zudem indirekte Folgen für ganze Lebensräume. Der Bau neuer Anlagen führe zu Habitatverlusten in bisher unberührten Gebieten. Besonders betroffen seien Regionen mit hoher Artenvielfalt, in denen Infrastruktur bisher kaum vorhanden war. Durch die Installation von Windrädern veränderten sich Vegetation, Bodenstruktur und sogar das Mikroklima.
Die Forscher verweisen auf Beobachtungen, nach denen Vibrationen und Lärm die Aktivität von Bodenorganismen wie Regenwürmern beeinträchtigen könnten. Diese Effekte würden langfristig die Bodenqualität verschlechtern und die Pflanzenvielfalt reduzieren. Auch die Insektenpopulationen litten unter den Anlagen: Rotorblätter könnten ganze Schwärme vernichten, was wiederum Folgen für Bestäubung und Nahrungsnetze habe.
Besonders kritisch sehen die Wissenschaftler die geplante Expansion der Windenergie. Ein US-Bericht von 2021 schlägt vor, bis zu 13 Prozent der Landfläche für Windparks zu nutzen. Die Autoren warnen, dass eine solche Ausweitung „dramatische Konsequenzen für die Biodiversität“ hätte.
Die Studie betont, dass die Auswirkungen der Windkraft auf die Tierwelt bislang nur unzureichend erforscht seien. Erste Erkenntnisse ließen jedoch keinen Zweifel daran, dass der Eingriff in die Ökosysteme deutlich stärker ist, als bisher angenommen. Die Forscher plädieren deshalb für eine systematische Überprüfung bestehender Projekte und für strengere ökologische Standards bei der Planung neuer Standorte.
Während Windkraft häufig als Symbol einer klimafreundlichen Energiezukunft gilt, zeigt die Untersuchung, dass auch diese Technologie ihre ökologischen Grenzen hat. Der Ausbau müsse daher nicht nur nach wirtschaftlichen und klimatischen Zielen, sondern auch nach ökologischen Maßstäben beurteilt werden.